Der zweite Tag auf See

Kurze Nacht

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es geht mir heute viel besser. Ich spüre keine Symptome der Seekrankheit mehr. 🙂
Auch die Nacht verlief ruhig, aber ich habe wenig geschlafen.
Das lag aber nicht an der Seekrankheit, sondern daran, dass ich zum Einen erst um zwei Uhr ins Bett kam, weil ich noch den Nordlichtern zugeschaut hatte (Fotografieren ohne Stativ auf einem fahrenden und schwankenden Schiff ist fast nicht möglich…), und zum Anderen, dass das Schiff auch in der Nacht immer wieder anlegt und be- und entladen wird. Da wird man ständig von Vibrationen und Lärm geweckt.
Die Hurtigruten-Schiffe sind halt noch Post- und keine Kreuzfahrtschiffe.

Der wilde arktische Winter

Dass es mir besser geht, kann kaum daran liegen, dass sich die See beruhigt hat.
Im Gegenteil: Es herrschte fast den ganzen Tag ablandiger Wind in Windstärken bis zu 7 auf der Beaufort-Skala (= 50-61 km/h).
Da der Wind aber vom Land auf die See bläst und nicht umgekehrt, gibt es keine besonders grossen Wellen. So werden die Stabilisatoren des Schiffes besser mit dem Seegang fertig.
Allerdings kann man sich nicht mehr überall draussen auf Deck aufhalten. Der Wind ist einfach zu stark (und zu eisig).
Die Temperaturen sind um gute 10 Grad wärmer als in Finnland, also um die -11 Grad Celsius. Das wäre an und für sich kein Problem. Aber der Wind lässt das Ganze dann noch kälter werden.
Dass es mir trotz dieses Wetters im Gegenteil zu gestern gut geht, wird also eher daran liegen, dass ich mich an den Seegang gewöhnt habe. Und ich nehme prophylaktisch jeden Tag noch eine Tablette.

Zum Thema „Prophylaxe“ hat übrigens Peter, der „Expeditionsleiter“ (im wesentlichen der Leiter des Reisebüros an Bord), der bei den Vorträgen die betagten Deutschen (und davon hat’s viele hier an Bord, sehr viele…) mit alten, schlüpfrigen Witzen unterhält, schon gestern geraten, sich Spikes für die Schuhe zu besorgen, wenn man an Land will.
Heute hat er es erneut getan, und es die „billigste Reiseversicherung“ genannt, weil man damit nicht mit einem gebrochenen Arm oder Bein als Resultat von einem Sturz im Spital landet.

Ich habe mir die Spikes schon zu Hause beschafft und mitgenommen. Und ich muss sagen, die haben sich heute beim Landgang in Hammerfest sehr bewährt. 🙂

Hammerfest

Die Stadt Hammerfest nennt sich mit ihren rund 10’000 Einwohnern die nördlichste Stadt der Welt.
Zwar gibt es noch eine Stadt, die weiter nördlich liegt, nämlich Vardø mit etwas mehr als 2’000 Einwohner. Aber Vardø hatte seinerzeit das Stadtrecht wegen einer Gesetzeslücke erwerben können.
Heute aber braucht eine norwegische Gemeinde mindestens 5’000 Einwohner, um sich Stadt nennen zu dürfen.

Hammerfest lebte einst von der Fischindustrie und gedieh sehr gut. Die Firma „FINDUS“ wurde hier gegründet, ist aber nicht mehr in der Stadt ansässig.
Heutzutage prosperiert die Stadt noch mehr durch die Energieindustrie, die den Fischfang und -handel abgelöst hat.
In Hammerfest wird unter anderem Erdgas in grossem Stil hochgepumpt, verarbeitet und verschifft. Und die Erdgasvorräte dort scheinen noch ca 30 Jahre zu halten.

Heute Abend, kurz vor Mitternacht, werden wir in Tromsø anlegen und zwei Stunden dort bleiben.
Da ich mich da ein bisschen auskenne (ich war letztes Jahr insgesamt fünf Tage dort), habe ich mich entschieden, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und mich nicht einer geführten Gruppe anzuschliessen.

Hütten der Samen

Ein Gedanke zu “Der zweite Tag auf See

  1. Gut, dass es dir besser geht und Du Dich an das Schiff einigermassen gewöhnt hast. Jede Nacht im gleichen Bett schlafen zu können ist doch von Vorteil.

    Die nördlichste Stadt der Welt zu besuchen, ist auch einmalig. Geniesse den Besuch un vergiss die Kamera nicht:-)

    Wie ist eigentlich die Küche auf dem Schiff? Ich hoffe für Dich, dass es auch mal etwas ohne Fisch geben wird!!

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