Vom 30. Januar bis zum 10. Februar 2019 reiste ich via Helsinki und Finnisch-Lappland ganz hoch in den Norden nach Kirkenes, um von dort mit dem Hurtigruten-Schiff MS Finnmarken entlang der norwegischen Küste  nach Bergen zu fahren; und dann von Bergen weiter mit der Bergenbahn nach Oslo, um von dort aus wieder nach Hause zu fliegen.

Auf dieser Reise benutzte ich vier verschiedene Reisemittel: Flugzeug, Auto, Schiff und Bahn.
Unterwegs machte ich Exkursionen mit dem Schneemobil (bei -25 Grad Celsius), Stadtrundfahrten, Führungen, etc.; und ich versuchte natürlich auch überall, wo ich hinkam, meine Eindrücke mit der Kamera festzuhalten.

Zwei Reiseabschnitte stellten in gewissem Sinne eine Premiere dar:
Zum einen war ich vorher noch nie länger als ein oder zwei Stunden auf einem Schiff. Schon gar nicht hatte ich auf einem Schiff während der Fahrt übernachtet. Dieses Mal sollte es gleich 6 Tage und 5 Nächte sein.

Und zum anderen hatte ich im Ausland noch nie gezielt für eine längere Strecke die Bahn benutzt. Da aber die Bergenbahn bekannt für die landschaftliche Schönheit ihrer Strecke ist, entschied ich mich, die siebeneinhalbstündige Fahrt von Bergen nach Oslo zu fahren und mit die Landschaft anzusehen, anstatt einen kurzen Flug zu nehmen.
Auch während dieser Reise habe ich täglich kurze Berichte in meinem Blog hier geschrieben und auch eine Galerie mit Bildern angelegt.Dieser „Bericht“ hier ist eine Zusammenfassung der Blogbeiträge.


1. Tag: Unterwegs in den Norden

Zwischenstopp in Helsinki
Nun bin ich also nach einem pünktlichen und ereignislosen Flug mit Finnair von Zürich in Helsinki angekommen.

In einer knappen Stunde geht es dann weiter nach Ivalo im Norden von Lappland; meinem heutigen Ziel. Hier in Helsinki ist es um 16:00 Ortszeit zwar noch hell, aber man merkt schon, dass der Tag zu Ende geht.

Wenn ich in Ivalo in knapp zweieinhalb Stunden ankommen werde, wird dort bereits tiefste Nacht herrschen.

Am Ziel des ersten Reisetages
Der Weiterflug mit Finnair von Helsinki nach Ivalo verlief genauso pünktlich und ereignislos wie schon der Flug nach Helsinki.

Allerdings ist es etwas überraschend, beim Aussteigen anstelle einer gedeckten Gangway (wie in Zürich und Helsinki) ein schneebedecktes Rollfeld, -10 Grad Celsius und leichten Schneefall anzutreffen.
Aber es waren nur ein paar Meter bis zum Abfertigungsgebäude. Da musste jetzt wirklich niemand frieren. Zumindest ich im Hemd nicht (die Jacke war noch in der Tasche, denn im Flugzeug war es schliesslich geheizt…).
Die anderen verbrachten die Zeit, die sie gebraucht hätten, um ins Abfertigungsgebäude zu gehen, lieber damit, im Freien ihre Jacken anzuziehen, um dann vor dem Flugzeug Selfies zu schiessen…
Des Schreibers Höflichkeit verbietet es, die Nationalität dieser ziemlich grossen Gruppe zu nennen…

Nun habe ich im Hotel Ivalo eingecheckt, und zu meiner Überraschung ein eigentliches Apartment mit Wohnzimmer, Schlafzimmer und eigener Sauna gekriegt. Nach dem Abendessen machte ich noch einen Spaziergang im tiefverschneiten Ivalo .

2. Tag: Und weiter geht’s Richtung Norden

Am Morgen in Ivalo
Heute Morgen habe ich die Umgebung des Hotels Ivalo erkundet, und bin auch ins Zentrum des kleinen Ort Ivalo gegangen.

Die Temperaturen lagen beim Aufstehen bei -12 Grad Celsius, der Himmel war bewölkt und es schneite leicht.
Und so blieb es den ganzen Tag. Laut den Einheimischen war es Gottseidank nicht mehr so kalt. Offenbar hatten die hier am letzten Wochenende um die -35 Grad!
Ich musste feststellen, dass man sich selbst bei diesen Temperaturen zu warm anziehen kann.
Von meinem ersten Ausflug mit Kamera und Stativ kam ich komplett durchgeschwitzt zurück ins Hotel. Ich war patschnass trotz zweistelliger Minustemperaturen.
Meine Kleider, die ich extra für diesen Trip gekauft hatte, sind offenbar so gut, dass zwei Schichten reichen, wenn es nicht unter -20 Grad ist.
Ich lerne.
Das Problem mit der Schwitzerei ist, dass es nicht nur ziemlich nervt, sondern dass man sich so sehr leicht eine Erkältung holen kann (denn kalt ist es ja trotzdem). Und das möchte ich hier eigentlich nicht mit mir herumschleppen.
Also gilt es, genau zu überlegen, was man bei welcher Gelegenheit anziehen soll.

Weiter nach Inari
Nach dem Mittag wurde ich im Hotel abgeholt und nach Inari gefahren. Die Fahrt dauert bloss ca 30 Minuten.
Dazu ist zu sagen, dass man hier mit Spikes fährt und deshalb auch auf schneebedeckter Strasse ausserorts gut 80 km/h oder mehr fahren kann.
Für mich war das am Anfang ziemlich gewöhnungsbedürftig. Ich habe dann aber rasch gemerkt, dass der Fahrer den Wagen sehr gut im Griff hatte.

Nun habe ich im Hotel Kultahovi eingecheckt und werde die nächsten zwei Nächte hier übernachten.

Morgen werde ich am Morgen die nähere Gegend erkunden und nach Bildmotiven suchen.
Für den Nachmittag habe ich „Schneemobil fahren“ gebucht.
Das Ganze kostet mich für zwei Stunden zwar €130.–. Aber das habe ich noch nie gemacht, und es sieht nach viel Spass aus…

3. Tag: Es ist kalt in Lappland

Schönes Wetter

Heute war den ganzen Tag wunderschönes Wetter. Bis zum Abend keine einzige Wolke, und die Sonne schien, sobald sie aufgegangen war – von 11:30 bis 14:30…
Wie gesagt, schönes Wetter bis am Abend. Davon dann aber später.

 

Die Temperaturen war den ganzen Tag ungeachtet der Sonne um die -20 Grad Celsius.
Es ist aber eine sogenannt trockene Kälte, also gut zu ertragen; wenn man richtig angezogen ist. Aber Letzteres sollte eigentlich sowieso klar sein.

Am Morgen bin ich erst einmal mit der Kamera losgezogen, um ein paar schöne Winterbilder einzufangen.
Allerdings war nach einer guten Stunde ohne Bewegung genug. Die Kälte „kroch“ an kleinen Schwachstellen unter meine „Kälteschutzrüstung“: zum Beispiel an den Fingern, weil ich die immer wieder brauchte, um die Kamera zu bedienen.
Das ist ein generelles Problem für jeden Fotografen, und die Handschuhe mit den auf- und umklappbaren Fingerspitzen an Zeigefinger und Daumen verlängern die Widerstandsfähigkeit zwar (weil man die Handschuhe nicht mehr jedes Mal ausziehen muss), aber am Ende sind auch diese Fingerbeeren eingefroren und tun nur noch weh. Und dann lässt sich auch keine Kamera mehr bedienen.
Grund genug also, zurück ins Hotelzimmer zu gehen, und sich bei einer heissen Tasse Tee aufzuwärmen, während ich die Bilder sichtete, die ich eben gemacht hatte.

Snowmobile Safari
Für den Nachmittag hatte ich gestern eine zweistündige Snowmobile Safari gebucht.
Ich wurde um viertel vor Eins am Hotel abgeholt und zum Veranstalter gebracht, wo schon andere Teilnehmer warteten.
Als erstes wurden wir in Thermokleidung eingepackt: Schuhe, Overall, Kopfüberzug, Helm und Handschuhe.
Darunter behielten wir unsere Kleidung an. Ich war nun also in mehrere Schichten eingepackt und kam mir vor wie ein Michelin-Männchen. Aber das brauchte es auch, denn das Thermometer stand nun, um 13:00, auf unter -20 Grad Celsius, und mit dem Fahrtwind wurde es dann noch deutlich kälter. Der trockene Kommentar des finnischen Guides: „Wir gehen nicht tanzen, wir gehen Schneemobil fahren“.
Merke: Wenn Dir ein Finne sagt, „es ist kalt“, dann ist es auch.

Nach einer kurzen Einführung auf der Maschine ging es dann los: Der Guide voraus und die sechs anderen Maschinen in Einerkolonne hinterher, ich zuletzt.
Dieses „Schneetöffs“ sind vollautomatisch. Alles was man machen muss, ist Gas geben und bremsen. Allerdings reicht es meistens, das Gas wegzunehmen, damit man zum Stehen kommt.
Was ich allerdings unterschätzt hatte, war der Kraftaufwand, der beim Lenken nötig ist. Grundsätzlich geht es umso leichter, je schneller man fährt. Aber dann wird man ganz schön durchgeschüttelt. Diese Dinger haben keine Federung. Und als Anfänger weiss man zu Beginn noch nicht so recht, wie diese Maschine reagiert. also fährt man tendenziell etwas langsamer.
Das geht es vor allem am Anfang ganz schön in die Arme.

Das Schnellste, was ich aus dem Schneemobil bei voll durchgedrücktem Gashebel herausholen konnte, waren 40 km/h
Aber es macht wirklich Spass. Und die Landschaft auf dem zugefrorenen Inarijärvi (Inarisee) mit der absolut klaren Sicht war beeindruckend. Der See ist mit seinen über 1’000 km2 Fläche und über 3’000 Inseln der drittgrösste Finnlands.
Am Ende der rund 25 km langen Tour spürte ich die Kälte hauptsächlich an den Füssen, denn die Griffe der Maschine waren beheizt. Sogar der Gashebel, der mit dem Daumen der rechten Hand bedient werden muss, hatte eine eigene Heizung.
Ausserdem fror mein Helmvisier gegen Ende fast vollständig zu, so dass ich die Wahl hatte, entweder mein Gesicht zu schützen und meinen Vordermann nur schemenhaft zu sehen, oder mir den Fahrtwind in Gesicht blasen zu lassen, was nur eine kurze Zeit auszuhalten war.
Alles in allem hat sich dieser Ausflug gelohnt, und wenn ich wieder ‚mal nach Lappland komme, werde ich das sicher wieder buchen.

Am Abend war das schöne Wetter dann leider wieder zu Ende. Seit dem Eindunkeln wurde die Bewölkung immer stärker.
Und während ich das hier um 21:00 schreibe, ist wie gestern schon eine starke Nordlichter-Aktivität angesagt. Nur sieht man wie gestern schon nichts davon. Schade.
Aber ich hoffe auf die folgenden Abenden entlang der Hurtigruten Strecke.

Morgen früh um acht geht der Bus nach Kirkenes, wo ich dann 3 Stunden später an Bord der MS Finnmarken gehen werde.

4. Tag: Eingeschifft

200 km weiter nach Norden
Wieder hat mich heute ein Fahrer direkt beim Hotel abgeholt und mich nach Kirkenes gefahren.
Hat alles tiptop geklappt. Pünktlich um 08:00 stand der Bus vor dem Hotel und wir fuhren, unterbrochen durch eine Kaffeepause, die 200 km nach Kirkenes in einem Zug durch.
Dank der Spikes, die das Fahrzeug aufgezogen hatte, und auch weil es kaum Verkehr hatte, konnte der Fahrer fast durchweg 80 bis 100 km/h fahren.
Lediglich Rentiere, die immer wieder gemütlich über die Strasse gingen, als ob nichts wäre, zwangen den Fahrer zum Verlangsamen.
Ansonsten traf ich um 09:30 Ortszeit direkt am Hurtigruten-Anleger ein. Mein Schiff, die MS Finnmarken lag schon da, und die letzten Passagiere gingen von Bord.

Ich konnte direkt einchecken, aber die Kabine war erst mit der Abfahrt in ca 2.5 Stunden bereit. Also ging ich erst einmal in den Ort, um mir einen Kaffee und ein Sandwich zu gönnen. Draussen herumzuspazieren war eine zeitlich eingeschränkte Option, denn es herrschte um die -21 Grad Celsius.
Danach ging ich an Bord auf das Panoramadeck, bis wir ablegten, und ich in die Kabine konnte, um mein Gepäck auszupacken.

Die Schiffsreise beginnt
Schon bald nach dem Ablegen und dem Verlassen des Hafens zeigte sich allerdings, dass die See ziemlich unruhig war. Es war fast unmöglich, einigermassen geradeaus zu gehen.
Und ich kriegte das in meiner Kabine innerhalb kürzester Zeit zu spüren: Mir wurde schwindlig und übel, und ich hatte kalte Schweissausbrüche.
Ich weiss von früheren Fahrten auf dem Wasser, dass ich selbst eine sehr stürmische See gut überstehe, wenn ich mich nicht hinsetze und mich möglichst an der frischen Luft aufhalte.
Aber das war beides nur beschränkt möglich: zum einen musste (wollte) ich meine Koffer fertig auspacken, und zum anderen musste ich um 14:00 zum Sicherheits- und Informationsvortrag.

Also mussten Medikamente her, welche ich in weiser Voraussicht gekauft und mitgenommen hatte.
Ob die wirkten oder ob es daran lag, dass wir ruhigere See kriegten? Auf alle Fälle ging es mir nach ca 2 Stunden wieder besser und das Abendessen um 19:30 (ich bin in der letzten Ablösung) musste nicht ausfallen.

Die See ist immer noch etwas unruhig und das Schiff bewegt sich auf und ab. Sicher nicht schlimm, aber bei mir reicht es, dass ich mich fühle, wie früher beim nach Hause gehen nach einem ausgiebigen Kommers mit der Verbindung. Mir ist zwar nicht schlecht, aber das komische Gefühl im Magen ist zurückgekommen, und ich fühle mich wie betrunken.
Mal sehen, was die Nacht bringt….

Für Morgen habe ich eine Stadtrundfahrt in Hammerfest gebucht, der nördlichsten Stadt der Welt.
Und in der Nacht, wenn wir gegen Mitternacht anlegen, werde ich Tromsø auf eigene Faust erkunden. Ich kenne die Stadt ein wenig von früheren Besuchen her. Und ich habe meine Vorstellungen, wohin ich will.

5. Tag: Der zweite Tag auf See

Kurze NachtUm es gleich vorweg zu nehmen: Es geht mir heute viel besser. Ich spüre keine Symptome der Seekrankheit mehr.Auch die Nacht verlief ruhig, aber ich habe wenig geschlafen.
Das lag aber nicht an der Seekrankheit, sondern daran, dass ich zum Einen erst um zwei Uhr ins Bett kam, weil ich noch den Nordlichtern zugeschaut hatte (Fotografieren ohne Stativ auf einem fahrenden und schwankenden Schiff ist fast nicht möglich…), und zum Anderen, dass das Schiff auch in der Nacht immer wieder anlegt und be- und entladen wird. Da wird man ständig von Vibrationen und Lärm geweckt.
Die Hurtigruten-Schiffe sind halt noch Post- und keine Kreuzfahrtschiffe.

Der wilde arktische Winter
Dass es mir besser geht, kann kaum daran liegen, dass sich die See beruhigt hat.
Im Gegenteil: Es herrschte fast den ganzen Tag ablandiger Wind in Windstärken bis zu 7 auf der Beaufort-Skala (= 50-61 km/h).
Da der Wind aber vom Land auf die See bläst und nicht umgekehrt, gibt es keine besonders grossen Wellen. So werden die Stabilisatoren des Schiffes besser mit dem Seegang fertig.
Allerdings kann man sich nicht mehr überall draussen auf Deck aufhalten. Der Wind ist einfach zu stark (und zu eisig).
Die Temperaturen sind um gute 10 Grad wärmer als in Finnland, also um die -11 Grad Celsius. Das wäre an und für sich kein Problem. Aber der Wind lässt das Ganze dann noch kälter werden.
Dass es mir trotz dieses Wetters im Gegenteil zu gestern gut geht, wird also eher daran liegen, dass ich mich an den Seegang gewöhnt habe. Und ich nehme prophylaktisch jeden Tag noch eine Tablette.

Zum Thema „Prophylaxe“ hat übrigens Peter, der „Expeditionsleiter“ (im Wesentlichen der Leiter des Reisebüros an Bord), der bei den Vorträgen die betagten Deutschen (und davon hat’s viele hier an Bord, sehr viele…) mit alten, schlüpfrigen Witzen unterhält, schon gestern geraten, sich Spikes für die Schuhe zu besorgen, wenn man an Land will.
Heute hat er es erneut getan, und es die „billigste Reiseversicherung“ genannt, weil man damit nicht mit einem gebrochenen Arm oder Bein als Resultat von einem Sturz im Spital landet.

Ich habe mir die Spikes schon zu Hause beschafft und mitgenommen. Und ich muss sagen, die haben sich heute beim Landgang in Hammerfest sehr bewährt.

Hammerfest
Die Stadt Hammerfest nennt sich mit ihren rund 10’000 Einwohnern die nördlichste Stadt der Welt.
Zwar gibt es noch eine Stadt, die weiter nördlich liegt, nämlich Vardø mit etwas mehr als 2’000 Einwohner. Aber Vardø hatte seinerzeit das Stadtrecht wegen einer Gesetzeslücke erwerben können.
Heute aber braucht eine norwegische Gemeinde mindestens 5’000 Einwohner, um sich Stadt nennen zu dürfen.

 

Hammerfest lebte einst von der Fischindustrie und gedieh sehr gut. Die Firma „FINDUS“ wurde hier gegründet, ist aber nicht mehr in der Stadt ansässig.
Heutzutage prosperiert die Stadt noch mehr durch die Energieindustrie, die den Fischfang und -handel abgelöst hat.
In Hammerfest wird unter anderem Erdgas in grossem Stil hochgepumpt, verarbeitet und verschifft. Und die Erdgasvorräte dort scheinen noch ca 30 Jahre zu halten.

Heute Abend, kurz vor Mitternacht, werden wir in Tromsø anlegen und zwei Stunden dort bleiben.
Da ich mich da ein bisschen auskenne (ich war letztes Jahr insgesamt fünf Tage dort), habe ich mich entschieden, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und mich nicht einer geführten Gruppe anzuschliessen.

6. Tag: Die Vesterålen & Lofoten

Eine weitere kurze Nacht
Auch die letzte Nacht war verhältnismässig kurz. Ich habe knapp sechs Stunden geschlafen.
Das lag daran, dass wir von 23:45 bis 01:45 in Tromsø angelegt hatten und ich zusammen mit meinen Tischnachbarn (zwei Niederösterreicher) unterwegs war, um Nachtbilder zu schiessen; mit einer kleinen Hoffnung, dass dabei auch ein paar Nordlichter auftauchten. Diese Hoffnung wurde jedoch nicht erfüllt. Trotzdem war ich erst um 01:30 wieder an Bord, und bis ich im Bett war, war es nach zwei Uhr…
Also ist der Plan, heute vor Mitternacht schlafen zu gehen. Mal schauen.
Wir haben heute Nacht eine 4 stündige Passage über relativ offenes Meer und werden erst gegen 02:30 in Bodø anlegen. Da passiert die ganze Nacht nichts Besonderes, wenn das Meer ruhig bleibt…

Die verwinkelten Inseln und Inselchen Vesterålen und Lofoten
Heute sind wir den ganzen Tag durch die Wasserstrassen der Vesterålen und Lofoten gefahren. Die Inseln kamen manchmal so nahe, dass man das Gefühl hatte,  sie berühren zu können.
Es ist faszinierend, zu sehen, wie die Seeleute dieses grosse Schiff mit grosser Genauigkeit da durch führen. So ist der ausgebaggerte Kanal vor Risøyhamn gerade mal 100 Meter breit und sieben Meter tief. Unser Schiff hat einen Tiefgang von 4 Meter 90.

Doch noch ein paar Nordlichter
In Svolvær bin ich dann noch einmal von Bord gegangen, um zu fotografieren. Zum einen wollte ich die Magic Ice Bar wieder besuchen, und ein paar Bilder von den Eisskulpturen machen. Das letzte Mal hatte ich bei meinem ersten Besuch dort nicht die richtige Kamera dabei.
Zum anderen wollte ich ein paar Nachtaufnahmen von dem Städtchen machen, denn bei meinem letzten Besuch hatten die dort Mitternachtssonne. Es wurde nie richtig dunkel.
Mit Nordlichtern hatte ich aufgrund der Prognosen und der Lage der Stadt nicht mehr gerechnet.
Aber genau die tauchten zum Ende meines Landgangs auf. So habe ich in aller Eile (ich wollte auf keinen Fall das Schiff verpassen…) noch ein paar Nordlichter fotografieren können.

Das Wetter war übrigens den ganzen Tag bewölkt und diesig. Die Temperaturen bewegten sich auch in der Nacht kaum unter -6 Grad. Also nicht mehr wirklich kalt…

7. Tag: Ein trüber, aber entspannter Tag auf See

Heute war wirklich nicht viel los.
Das Wetter war trüb, windig, regnerisch und auch verschneit.
Dazu kam, dass wir keine längeren Liegezeiten in einem der Häfen hatten, die eine Aktivität an Land erlaubt hatten. Lediglich je eine knappe Stunde am Nachmittag und am Abend in Brønnøysund und Rørvik.

Also habe ich mir einen faulen Tag gemacht, gemütlich und lange mit den Österreichern zusammen gefrühstückt, das Mittagessen ausfallen lassen und ein paar Bilder bearbeitet.
Ab und zu habe ich mich warm angezogen und bin ein paar Minuten nach draussen an Deck.
Die Temperaturen liegen nun um den Gefrierpunkt. Man merkt deutlich, dass wir immer südlicher fahren. Und das ist verglichen mit dem Norden richtig warm. Aber der Wind auf See ist bissig und lässt die Luft eisig anfühlen, obwohl der Schnee und das Eis an deckt wegschmelzen und überall nur noch nasser Match liegt.
Heute war es in Kirkenes, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt im Norden, -32 Grad Celsius. Ich bin überzeugt, dass das angenehmer gewesen wäre als hier auf dem Schiff.

Ansonsten habe ich es mir bei einer Tasse Kaffee einfach nur gut gehen lassen.

8. Tag: Von Trondheim aus weiter Richtung Süden

Heute hat der Tag richtig früh begonnen.
Wir legten um 06:30 in Trondheim an. Die Weiterfahrt war für 10:00 angesagt. Das ist eine ungewöhnlich lange Liegezeit; die längste der ganzen Reise.
Und obwohl der Lärm vom Anlegen hier an Bord der zuverlässigste Wecker ist, bin ich nicht deswegen schon um halb sieben aufgestanden.
Ich hatte mich für die Stadtrundfahrt in Trondheim angemeldet, und die startete um 07:45 an der Kaimauer. Und natürlich wollte ich vorher noch frühstücken.

Die Universitätsstadt Trondheim
Trondheim ist eine der drei grössten Städte Norwegens und hat rund 200’000 Einwohner, ca. ein Viertel davon sind Studenten.
In Trondheim kann man fast alles studieren, und die verschiedenen Hochschulen sind nun in einer Universität zusammengeschlossen. Entsprechend gibt es sehr viele Quartiere, in denen Studenten leben, obwohl die Grundstückspreise in der Stadt so hoch sind, dass ein Haus ein Vermögen kostet.
Viele der Studentenheime werden staatlich subventioniert und eines davon von den Studenten im Sommer als Hotels betrieben.

Die Stadtrundfahrt dauerte rund zwei Stunden und führte uns durch verschiedene Quartiere. Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt, von wo man einen schönen Blick über die ganze Stadt hatte, die im anbrechenden Tag gerade erwachte.
Den zweiten Halt machten wir bei der grossen Kathedrale. Dort wurde eine Führung angeboten. Als ich aber erfuhr, dass man in der Kathedrale nicht fotografieren durfte, habe ich gerne auf die Führung verzichtet und bin draussen selbständig auf Motivsuche gegangen.
Dabei stiess ich auf vier Häuser, die direkt nebeneinander standen, jedes in einer anderen Farbe gestrichen: eine katholische Kirche, das Hauptquartier der Heilsarmee, eine Baptistenkirche und eine Synagoge.
Eine weitere Besonderheit von Trondheim sind die Holzhäuser, die überall stehen. Ein Grossteil der Gebäude in der Stadt sind aus Holz gebaut. Diese Häuser sind in vielen verschiedenen Farben bemalt. Eine Vorschrift oder gar Einschränkungen gibt es dabei nicht.
Und Trondheim hat eine Strassenbahn mit genau einer Linie. Man ist so stolz darauf, dass man Abschaffungsgelüsten so entschieden entgegentrat, dass nun ein Moratorium bis 2025 herrscht. Danach will man im Stadtparlament erneut über die Strassenbahn (erneuern oder abreissen?) beraten.

Morgen geht die Seereise in Bergen zu Ende. Wir müssen unser Kabinen bis 10:00 geräumt haben und die Zeit bis zum Anlegen um 14:30 in der Cafeteria oder auf dem Panoramadeck verbringen.
Danach fahre ich in mein Hotel in Bergen und richte mich für die nächsten zwei Tage ein.

9. Tag: Die Seereise geht in Bergen zu Ende

Nun bin ich also in Bergen angekommen, nach 6 Tagen, 5 Nächten und rund 2’500 km durch die Gewässer entlang der norwegischen Küste.

Die letzte Nacht gab es offenbar noch einmal heftigen Seegang.
Gegen halb Vier wachte ich auf, weil sich das Schiff auf und ab bewegte und ich das Gefühl hatte, beinahe aus dem Bett geworfen zu werden.
Ich hatte zwar das Gefühl, dass dieser Seegang heftiger war als der Anfang der Reise. Aber mir wurde weder schwindlig noch schlecht. Also schlief ich weiter.
Offenbar hatte sich mein Gleichgewichtssystem tatsächlich an dieses Schaukeln gewöhnt, so dass es etwas mehr brauchen würde, um seekrank zu werden. Gut zu wissen.

Warten bis Bergen
Nach dem Frühstück galt es erst einmal zu packen. Die Koffer mussten bis 10:00 bei den Liften bereitstehen, und die Kabine ebenfalls bis 10:00 geräumt werden.
Danach musste man in den Salons und in der Cafeteria die Zeit bis zur Ankunft in Bergen um 14:30 irgendwie herumbringen. Zu sehen (und zu fotografieren) war draussen auch nicht viel, weil sich das Wetter etwas von der unfreundlichen Seite zeigte.
Es ist zwar deutlich wärmer als im Norden (hier in Bergen war es bei der Ankunft 6 Grad Celsius, also 28 Grad wärmer als in Kirkenes bei der Abfahrt), aber Regen und Wind machten den auf dem Aussendeck nicht unbedingt angenehm.
Nach der Ankunft in Bergen ging’s mit dem Bus, den ich noch an Bord buchen konnte, zum Hotel.

Das Hotel bietet ein kleines Buffet zum Abendessen an, das im Zimmerpreis inbegriffen ist. Heute gab es neben Brot, Aufschnitt, Käse und Früchten auch einen „Norwegischen Eintopf“. Das aber das Lammfleisch, das normalerweise da drin ist, durch kleine Wurststückchen ersetzt wurde, schmeckte der Eintopf ausgezeichnet.

Morgen will ich die Stadt Bergen erkunden. Was ich bis jetzt gesehen habe, gefällt mir. Mal schauen, was ich noch so sehe.

10. Tag: Ein Tag in Bergen

Der heutige Tag in Bergen war regnerisch und, obwohl die Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt lagen, unangenehm kühl.
Die Kombination von Nässe und ein kühlem Wind ist deutlich unangenehmer als -25 Grad Celsius ohne Wind.

Aber hier liegt kein Schnee mehr und auf dem See Lille Lungegårdsvannet mitten in der Stadt liegt noch eine dünne Eisschicht, die sich aber auch schon auflöst.

Hansestadt
Trotzdem habe ich die Innenstadt zu Fuss erkundet.
Mir gefällt es hier. Die Stadt lebt und trotzdem ist es kein Grossstadtmoloch. Immer hin hat die Stadt gut 279’000 Einwohner und ist die zweitgrösste Stadt Norwegens.
Aber sie hat einen eigenen Charme, der nicht zuletzt der Architektur in der Innenstadt zu verdanken ist, an der die Stadt ganz klar als Hansestadt zu erkennen ist.
Man kann leicht erkennen, dass es Bergen immer gut gegangen ist. Man wurde offenbar durch den Handel innerhalb der Hanse wie andere dieser Städte reich.
Ein weiterer Pluspunkt ist die für eine so grosse Stadt geringe Verkehrsdichte. Die ist in meinen Augen in der Innenstadt definitiv viel geringer als in Zürich oder ähnlich grossen Städten, die ich kenne. Und die grosszügig angelegten Fussgängerzonen machen es einfach, sich in der Stadt zu Fuss zu bewegen, und man findet leicht ein ruhiges Plätzchen.

Die Bergenbahn
Morgen nehme ich die letzte Etappe in Norwegen in Angriff:
Ich fahre mit der Bergensbanen nach Oslo.
Das dauert nach Fahrplan rund sechseinhalb Stunden und soll eine der schönsten Bahnstrecken Europas sein.
Ich hoffe, dass einigermassen gutes Wetter herrscht, damit ich auch etwas sehe und fotografieren kann.
Ich bin gespannt.

11. Tag: Eine lange Bahnfahrt

Die Bergenbahn von Bergen nach Oslo war mein heutiges Transportmittel.
Die Fahrt dauert etwas weniger als sieben Stunden, und ich hatte mich auf eine allenfalls langweilige Fahrt eingestellt, denn bei meiner Abfahrt um acht Uhr morgens regnete es in Bergen, und selbst die schönste Landschaft wird bei schlechtem Wetter unansehnlich.
Da war ich froh, bei meinem Platz eine Steckdose zu finden. So konnte ich im schlimmsten Fall den Laptop auspacken und ein paar Bilder bearbeiten oder mir mit surfen die Zeit vertreiben. Denn gratis WLAN gab es im Zug auch.

Ich brauchte aber keine Ablenkung. Denn es stellte sich heraus, dass mein Gegenüber im Zug auch ein allein reisender Schweizer in gleichen Alter war. Man kannte sich vom Sehen vom Schiff, aber Kontakt hatten wir nie.
Wir haben gegenseitig von unseren Erfahrungen im Norden berichtet, wobei sein Erfahrungsschatz und ein Vielfaches grösser war, und ich etliche interessante Hinweise und brauchbar Tipps erhalten habe. So verging die Zeit fast wie im Flug.

Heute habe ich keine Bilder gemacht.
Denn auch einem fahrenden Zug heraus durch eine Fensterscheibe zu fotografieren macht das schönste Landschaftsbild kaputt.
Allerdings war die Landschaft sehenswert, denn nach einer halben Stunde klarte es auf und wir fuhren durch ein verschneites Südnorwegen mit einer Höhendifferenz von 0 bis 1222 m ü M (wir sind von einem Hafen zu einem anderen gefahren und dazwischen lagen Berge) auf dem ganzen Streckenprofil. Und im Landesinnern ist auch im Süden noch tiefster Winter mit Unmengen von Schnee und zugefrorenen Seen.

Nun bin ich also in Oslo, und morgen werde ich nach Hause fliegen. Damit ist auch diese Reise schon wieder zu Ende.

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