Vom 16. bis zum 27. September 2019 reiste zum dritten Mal nach Island.
Wie die beiden letzten Male mietete ich wiederum ein Auto (dieses Mal einen Skoda KODIAQ) und fuhr damit rund 2’370 km durch das Land.

Diese Mal waren die Westfjorde mein Ziel. Gegend ist noch einsamer und noch ein bisschen wilder als das, was ich vom restlichen Island bereits kennengelernt hatte.

Wie auf jder meiner grösseren Reisen in den letzten Jahren habe ich auch dieses Mal während der Reise täglich kurze Berichte in meinem Blog hier geschrieben und auch eine Galerie mit Bildern angelegt. Dieser „Bericht“ hier ist eine Zusammenfassung der Blogbeiträge.


1. Tag: Angekommen

So, nun bin ich also wieder in Island.

Der Flug war pünktlich und verlief problemlos. Dank dem Entertainmentsystem, das bei Iceland Air auch in der Economy an jedem Platz installiert ist, gingen die gut 4 Stunden um wie im Flug.

Nach der Ankunft in Keflavík habe ich gleich meinen Mietwagen übernommen. Und so ist es nun offiziell: Ich bin unter die Skoda Fahrer gegangen…
Während es das letzte Mal es ein Nissan X-Trail war, bin ich dieses Mal mit eine Skoda KODIAQ unterwegs.

Vom Flughafen ging es direkt Richtung Norden, nach Borgarnes. Das war eine gemütliche Fahrt von fast zwei Stunden (in Island sind auf geteerten Hauptstrasse maximal 90km/h), und nun bin im Ensku húsin untergekommen. In dieser zum Gästehaus umfunktionierten Fischerhütte war ich vor zwei Jahren schon einmal, und wie es der Zufall wollte, habe ich wieder das gleiche Zimmer gekriegt.

Unterwegs begrüsste mich die Insel übrigens mit ihrem bestens bekannten Mix aus Regen und Sonne, wobei dazwischen manchmal nur ein paar Minuten respektive Kilometer waren. Ich habe auf der Fahrt hierher vier grosse, wunderschöne Regenbogen gesehen, und die Landschaft leuchtete jeweils in einem ganz besonderem Licht, wenn die Sonne wieder durch die Wolkendecke brach.
Ziemlich frustrierend, wenn man so etwas sieht, aber nicht fotografieren kann. Aber wenn man mit 90 km/h auf der Landstrasse fährt, konzentriert man sich besser auf die Strasse und den Verkehr. Und Haltestellen gibt es hier entlang der Hauptstrasse nur wenige; und wenn, dann sind sie garantiert am falschen Ort…

Morgen geht es dann weiter Richtung Norden in den Snaefellsnes Nationalpark. Auch da war ich schon einmal. Ich werde mich daher auf ein paar Orte konzentrieren, an denen ich das letzte Mal nicht war. Aber es gibt auch Stellen, die ich wieder besuchen will. So hoffe ich in Ytri Tunga auf ein paar gute Bilder der Robben, die sich dort am Strand tummeln.

2. Tag: Richtung Norden durch den Snæfellsnes Nationalpark

Heute hatte ich einen sehr schönen Tag.

Es ist zwar nicht so, dass ich es hier noch nie erlebt hätte, dass die Sonne den ganzen Tag schien. Aber meistens war das durch mehr oder weniger starken Wind verursacht.
Und dieser Wind fehlte heute. So konnte ich meistens bei guten 8 Grad Celcius auf die Windjacke verzichten.

Und dem schönen Wetter war es auch zu verdanken, dass ich auf meiner Fahrt über die Snæfellsnes Halbinsel nicht nur viele bekannte Dinge in einem anderen Licht sah (und fotografierte…), sondern auch sehr viel Neues entdeckte, dass ich vor zwei Jahren wegen dem eher düsteren Wetter damals gar nicht wahrgenommen hatte.

Ein solches Beispiel ist die kleine Kirche Staðastaðakirkja, die ich heute von der Hauptstrasse aus entdeckte. Und obwohl die Kirche selbst eigentlich unspektakulär und zudem noch im Umbau war, traf ich dort eine Postkarten-Szenerie an, die ihresgleichen sucht.

Dafür habe ich am Strand von Ytri-Tunga dieses Mal keine Robben zu sehen. Die waren alle schon weg.

Die heutige Strecke war etwa 220 km. Ich hatte also genug Zeit, überall dort anzuhalten, wo ich glaubte, etwas Interessantes zu sehen. Trotzdem war ich zu früh am Ziel.
Das Sudur-Bár Guesthouse öffnet nämlich erst um vier Uhr Nachmittags und morgen um 10:00 muss ich spätestens ausgecheckt haben. Frühstück gibt es übrigens genau von 08:00 – 09:00. Da kann ich ausschlafen…

Wie immer auf meinen Solo-Touren mit dem Mietwagen ärgere und amüsiere ich mich abwechselnd über meine „Mit-Touristen“.
Nur dass ich heute meine Zurückhaltung betreffend Fotografieren dieser

Clowns aufgegeben habe. Die Renner heute waren zwei junge Männer mit asiatischem Aussehen, die keine Augen für die wunderschöne Landschaft hatte, dafür aber an ihrem Handy klebten…

Und dann kam noch die Weltmeisterin im Parkieren. Eine Frau aus Süd-oder Osteuropa, etwas jünger als ich, die mit ihrem Sohn (oder war es der Lover), parkierte ihren Wagen nicht hinter den Asiaten, sondern so, dass danach keiner mehr auf den Parkplatz konnte, und spazierte ungerührt zum Aussichtspunkt…

Da kommt bestimmt noch mehr. Es gibt wohl keinen Blödsinn, der nicht irgendeinem, der hier unterwegs ist, einfällt.

Meine Wirtin hier hat mir bestätigt, dass diese Touristen ein echtes Problem sind. Und sie hat auch betont, dass es bei dem Problemtouristen selten bis nie um Europäer handelt…

Morgen fahre ich weiter Richtung Norden auf die Westfjorde.
Leider muss ich befürchten, dass der heutige Tag eventuell der schönste meiner diesjährigen Islandreise gewesen sein könnte. Aber das isländische Wetter ist in jeder Hinsicht unberechenbar. Daher lasse ich mich gerne überraschen.
Allerdings ist es jetzt schon ziemlich sicher, dass es morgen regnen wird.

3. Tag: In den Westfjorden angekommen

Kurz gesagt: Heute hat es wie erwartet nur einmal geregnet.
Damit ist es auch kühler geworden, insbesondere da auch der übliche Wind wieder da ist. Damit wird man auch in leichtem Nieselregen rasch nass… Islandwetter halt, wie ich es kenne.

Jetzt bin ich also in (oder sagt man „auf“ ?) den Westfjorden. Und es ist noch einmal anders als sonst in Island. Die Landschaft hier ist schon sehr schroff. Aber es hat trotzdem recht viel Vegetation, die das Ganze im Moment wunderschön Gold-Gelb einfärbt. Und es hat noch weniger Zivilisation als im übrigen Island. Deshalb hat jedes grössere Hotel hier auch seine eigene Tankstelle. Andere gibt’s nicht.

Die Fahrt hierher war lang; insgesamt über fünf Stunden für nicht ganz 300 Kilometer. Obwohl ich nur eine Kaffeepause gemacht habe.

Das lag aber nicht nur am Wetter. Da es kaum Verkehr hatte, konnte ich trotz des Regens zügig fahren. Wenn die Strasse denn geteert war.
Aber das war sie nicht immer.
Ein ansehnlicher Teil der Strecke verlief nämlich auf ungeteerten Strassen und Pässen. Und dort gab es Schlaglöcher jeder möglichen Grösse und Tiefe.

Ich war froh, dass ich auch dieses Mal einen grossen, robusten Wagen gemietet hatte. Ich habe kleinere Personenwagen gesehen, die es ziemlich durchgeschüttelt hat. Zeitweise konnte man schon fast nicht von „Strasse“ sprechen, schon eher von einer „Mondlandschaft“.
Es versteht sich von selbst, dass ich auf diesen Pisten langsam fahren musste, was natürlich die ganze Fahrt in die Länge zog.

Ich erinnere mich an einen Pass mit 15% Steigung, 11 Kilometer Länge und 330 Höhenmeter, mit solchen Strassenverhältnissen. Da habe ich habe so bei mir gedacht, dass ich in der Schweiz wohl längst umgekehrt wäre und mich gefragt hätte, ob ich mich wohl verfahren hätte.
Aber hier war das eine Hauptstrasse; die einzige Strasse schlechthin…

Morgen geht’s dann weiter in dem Takt. Das Wetter wird wohl gleich wie heute sein. Aber das weiss man in Island nie so genau. Es gibt viele schnelle und überraschende Wechsel.
Unterwegs werde ich versuchen, an einen besonderen Strand zu kommen, der etwas abgelegen ist. Aber nur, wenn es Wetter und Strassenverhältnisse zulassen.
Sonst fahre ich die knapp 100 Kilometer zu meinem nächsten Ziel durch und mache das, was man in Island am besten tut, wenn das Wetter schlecht ist, und man nichts unternehmen kann: Baden.

4. Tag: Im Regen und Nebel nach Patreksfjörður

Wie erwartet war der Regen heute Morgen beim Aufstehen noch da.
Allerdings hatte sich in der Nacht sein Kumpel der Nebel noch dazu gesellt. Dafür hatte es kaum Wind, was die Temperaturen deutlich auf fast 10 Grad Celsius ansteigen liess. Es war spürbar wärmer heute.
Aber es regnete wieder den ganzen Tag hindurch ununterbrochen. Allerdings meinen die Einheimischen hier, dass das wohl der regenreichste Tag dieser Woche gewesen sein müsste. Demnach würde es in den folgenden Tagen nach und nach aufhellen. Das wäre schön, und die Wetterprognosen im Internet scheinen es zu bestätigen, wenn auch nicht gar soooo optimistisch. Wir werden sehen, wer Recht bekommt.

Die heutige Strecke war mit ca 60 Kilometer an und für sich schon kurz und schnell zu bewältigen. Da es zudem bei einigen Sehenswürdigkeiten heute keinen Sinn machte, sie zu besuchen, weil dank dem Nebel und Regen kaum etwas zu sehen war, war ich schon am Mittag am Ziel.
Und ich habe das gemacht, was ich gestern angekündigt habe: ich habe mich draussen bei Regen in einen Pool mit fast 40 Grad Celsius gesetzt. Das ist sehr angenehm, macht aber auch müde.

Aber ich habe vorher unterwegs natürlich doch den einen oder anderen Abstecher gemacht und auch ein paar Bilder geschossen. Dank guter, wetterfester Kleidung hatte ich im Grunde mit dem Wetter keine Probleme.
Da zeigte sich auch heute wieder, dass man Island nicht in Jeans und Turnschuhen besuchen sollte (die werden ganz schnell nass und bleiben es dann auch…).

Das Problem lag vielmehr darin, dass man zum einen nicht wirklich viel sah und fotografieren konnte, und auch, dass ich die Kamera vor allzu viel Nässe schützen musste. Und natürlich sollten auf den Bildern nicht gerade Wassertropfen zu sehen sein, die beim Auslösen auf der Linse waren. Aber mit ein bisschen Sorgfalt gelang auch heute das eine oder andere brauchbare Bild.

Und ich habe wieder etliche Kilometer auf ungeteerten Strassen gemacht, die selbstverständlich von Schlaglöchern nur so strotzten. Bloss, dass diese nun so richtig mit Wasser gefüllt waren. Es macht Spass, durch diese Pfützen zu fahren, dass das Wasser meterhoch davon spritzt, wenn man ein grosses Auto hat und dabei niemanden belästigt.

Morgen steht dann wieder eine etwas längere Strecke an. Nach Ísafjörður werde ich wohl gegen vier Stunden zu fahren haben, je nach dem wieviele Pässe und Tunnel mit Naturstrassen ich zu bewältigen habe. In Ísafjörður bleibe ich dann mal für zwei Nächte. Das entschleunigt.

5. Tag: Über Stock und Stein nach Ísafjörður

Auch heute hatte es den ganzen Tag geregnet. Allerdings war die Sicht deutlich besser als gestern, weil nicht nur die Intensität des Regens nachgelassen hatte, sondern auch der Nebel nicht mehr bis in die Niederungen gekommen war. Die Temperaturen hielten sich immer um die 10 Grad Celsius und es hatte praktisch keinen Wind. Also nicht so schlimm. Nur auf den Pässen zog es immer wieder.

Das war nun der dritte Tag in Folge mit Dauerregen (wenn auch in unterschiedlicher Intensität), und morgen folgt dann der vierte. Es ist halt Herbst und das merkt man hier nicht nur am Wetter: vieles ist bereits geschlossen oder schliesst bald. Mein Hotel in Patreksfjörður wird zum Beispiel am 5. Oktober bis nächsten Frühling schliessen.

Wie erwartet brauchte ich für die knapp 200 Kilometer der heutigen Etappe deutlich länger. Denn gut zwei Drittel der Strecke glich wieder einem Ritt auf einer Mondlandschaft. Ich hatte es vor allem mit nicht geteerten Strassen zu tun, die voller Schlaglöcher waren. Schnell fahren lag schlicht nicht drin. Trotzdem wurde ich zeitweise ordentliche durchgeschüttelt und wollte mir nicht vorstellen, wie das mit einem kleinen Pw wäre…

Und dann traf ich auf ein älteres Paar in den Sechzigern (wie sich später herausstellte, waren es Holländer), das diese Strecke allen Ernstes mit einem alten Austin-Healey Cabrio Sportwagen absolvierte. Das war definitiv ein Oldtimer ohne technischen Schnick-Schnack, denn der letzte Wagen dieser Marke wurde 1971 gebaut. Also kein Nackenstützen, ABS, Airbag, etc., und als Sportwagen sicher nicht die weichsten Stossdämpfer, wenn der nicht sogar Blattfedern hatte.

Der Wagen hatte ein schwarzes Nummernschild (wohl auch alt, denn welches Land hat heute noch schwarze Nummernschilder?), aber kein Verdeck, das man hätte hochklappen können, und der Koffer war wie früher hinten auf den kleinen Kofferraum geschnallt. Die beiden trugen dicke Lederjacken und Lederkappen mit Brillen, wie man sie früher bei Piloten oder auch Autorennfahrern sah. Der Austin-Healey war schliesslich auch ursprünglich als Rennauto gebaut worden.
Sie fuhren sehr, sehr langsam, denn die Schlaglöcher bereiteten wohl nicht unerhebliche Probleme. Ich habe sie mehrfach überholt, und sie mich, wenn ich mal wieder einen Halt gemacht habe, und nach dem letzten Kaffehalt in Þingeyri, wo ich sie wieder getroffen hatte, bin ich dann davon.
Aber am Abend sassen sie hier im Hotel im Restaurant beim Nachtessen.

Ich habe unterwegs trotz des etwas garstigen Wetters ein paar Stopps eingelegt, um mir das eine oder andere anzuschauen. Einiges davon hatte ich so geplant und bereits in den Reisevorbereitungen entdeckt.

Aber manchmal macht man am Weg auch die eine oder andere Entdeckung, von der man vorher nichts gewusst hatte.

Heute fuhr ich zum Beispiel mitten im Niemandsland an einen Schwimmingpool, der von einer heissen Quelle gespiesen wurde. Weit und breit kein Mensch, aber beim Pool gab es eine Hütte mit Umkleideräumen und einer Toilette. Daran hing eine kleine Kasse für freiwillige Spenden.
Allerdings war der Pool voller Algen, so dass ich auf ein Bad verzichtete, obwohl das Wasser sehr angenehm warm war. Die Osteuropäer, die hinter mir fuhren, störten sich aber nicht an den Algen. Sie zogen die Badehosen an, holten jeder eine Dose Bier aus dem Kofferraum (um 10 Uhr morgens) und legten sich ins warme Wasser.

Hier in Ísafjörður bleibe ich nun zwei Nächte. Das heisst, ich habe morgen einen Tag ohne lange Fahrt und werde wohl die nähere Umgebung dieses Städtchen erkunden. Mal schauen, wie das Wetter wird.

6. Tag: Ein Tag in Ísafjörður

Von der Wetterfront gibt es praktisch nichts Neues zu vermelden: Es regnet immer noch, wenn auch nur noch ganz leicht. Und auch die Bewölkung war heute höher als an den vergangenen Tagen.
Es scheint, als sollte das Wetter besser werden. Aber eben nur ganz, ganz langsam.

Heute bin ich also nicht weitergefahren, sondern habe den Tag in Ísafjörður und Umgebung verbracht.
Als Erstes besuchte ich das Museum der Geschichte der Westfjorde, die übrigens geologisch gesehen einer der ältesten Teile von Island sein sollen.
Dann ging ich auf die Suche nach Geschäften, die isländische Spezialitäten verkauften. Allerdings erwies sich das als schwieriger als erwartet. Da die Westfjorde offenbar auch im Sommer nicht so von Touristen überrannt werden wie der Rest von Island, gibt es hier nicht sehr viele solcher Läden. Und die, die es gibt, haben zum Ende der Saison nur noch ein beschränktes Sortiment.

Am Nachmittag bin ich in den Nachbarort Bolungarvik gefahren, um den dortigen Leuchtturm zu fotografieren, denn dieser ist in knalligen Orange gestrichen.
Dabei habe ich dann gleich noch eine Art Freilichtmusuem entdeckt, in dem ein typisches Fischeranwesen aus dem vorletzten Jahrhundert nachgebaut war. Leider war auch dieses Museum bereits geschlossen und man konnte die Gebäude nicht betreten. Aber man kriegte auch schon von aussen einen guten Eindruck davon, wie die damals gelebt und gearbeitet hatten.

Als kleinen Nachtrag kann ich hier noch eine Aufnahme des Sportwagens Austin-Healey zeigen, von dem ich gestern berichtet habe. Ich habe ihn gestern spätabends auf einem Spaziergang auf dem Parkplatz bei einem benachbarten Hotel entdeckt.
Offenbar ist der Wagen nicht nur mir aufgefallen. Jedenfalls sprach man heute im Ort darüber.

Morgen fahre ich weiter nach Drangsnes ins Malarhorn Guesthouse, wo ich wieder für zwei Nächte bleiben werde. Ich hoffe, dass das Wetter nicht nur auf der rund 250 Kilometer langen Fahrt etwas aufklart, sondern auch dauerhaft besser wird. Das würde mir nämlich auch fotografisch andere Perspektiven eröffnen.

7. Tag: Weiter geht’s mit schönerem Wetter

Das Wetter wird tatsächlich besser. Schon heute Morgen beim Aufstehen in Ísafjörður konnte ich am Himmel einzelne blaue Flecken entdecken. Und auch der Regen hielt sich sehr zurück. Wenn überhaupt, nieselte es leicht, und auch das nicht sehr lange. Und ich habe um die Mittagszeit tatsächlich Sonnenstrahlen erlebt.
Wenn das so weitergeht, wird bis Ende Woche in Island strahlendes Wetter herrschen. Dann, wenn ich wieder nach Hause gehe…

Die Fahrt der gut 250 Kilometer von Ísafjörður nach Drangnes, die ich heute zu bewältigen hatte, war äusserst entspannt und verlief problemlos. Denn es gab nur geteerte Strassen und darauf kaum Verkehr. Man merkte, dass Sonntag war.
Dass ich dafür aber rund sechs Stunden gebraucht habe, liegt vor allem daran, dass ich wegen des guten Wetters öfters einen „Fotohalt“ eingelegt habe. Ausserdem gab es unterwegs mehrere Orte, die ich besuchen wollte.

So bin ich auch beim Saltverk vorbei.
Diese Firma verarbeitet hier auf dem Westfjorden Meersalz zu Speisesalz mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, und vertreibt dieses Produkte nicht nur über isländische Souvenirshops, sondern auch weltweit via Internet. Es ist nicht die einzige Salzfirma in Island, wurde aber bekannt durch verschiedene Artikel. Das Geschäft scheint zu laufen, den die Produktion läuft 7 Tage in der Woche im Schichtbetrieb.
Ich habe mich bei der Gelegenheit mit neuen Geschmacksrichtungen eingedeckt: Salz mit geräuchter Birke und Salz mit Lakritze.

Doch vorher habe ich unterwegs noch etwas entdeckt, das ich nicht gewusst habe. Als ich eigentlich zum Litlibær Cafe wollte, sah ich ca einen Kilometer vorher einige Leute über die Strasse gehe und im Fjord etwas zu fotografieren. Bei genaueren Hinsehen sah ich denn auch eine Kolonie Robben, die im seichten Wasser lagerte.
Es versteht sich von selbst, dass ich dort auch anhalten musste…
Das Litlibær Cafe hatte übrigens saisonbedingt schon geschlossen. Aber das wusste ich schon vor meiner Abfahrt.

Alles in allem ein schöner Tag in einer wunderschönen und farbenfrohen Herbstumgebung.

Hier im Malarhorn Guesthouse bleibe ich auch wieder zwei Nächte. Das heisst, ich kann es morgen ruhig angehen lassen, und nach Belieben die Gegend erkunden.

8. Tag: Tagesausflug nach Djúpavík

Heute schien die Sonne den ganzen Tag. Erst gegen Abend zogen die Wolken auf, und es gab einen kurzen Wolkenbruch. Die Temperaturen lagen tagsüber an der Küste bei 14 Grad Celsius. Das ist ziemlich warm für diese Jahreszeit.

Aufgrund des schönen Wetters entschloss ich mich spontan, den Ort Djúpavík zu besuchen. Dort gibt es ein Hotel und eine verlassene Heringsfabrik. Das Hotel ist das ganze Jahr durch geöffnet, falls es dann jemand im Winter dorthin schaffen sollte.
Offenbar gibt es nur drei Menschen, die das ganze Jahr dort wohnen: das Besitzerehepaar des Hotels und deren Schwiegersohn.
Allerdings ist es auch ohne Schnee zu empfehlen, für die Fahrt ein etwas grösseres, geländegängiges Auto zu benutzen. Auch wenn es Berichte gibt, nach denen es Leute auch mit einem kleinen KIA C’eed nach Djúpavík geschafft haben sollen. Die Fahrt hin und zurück sind über hundert Kilometer über eine Piste, auf der es von Schlaglöchern nur so wimmelt…

Von Djúpavík aus fuhr ich dann aber nicht zurück nach Drangsnes, sondern weiter nach Hólmavík, um mir dort das Museum für isländische Zauberei und Hexerei anzuschauen.
Ich muss gestehen, ich hatte eine Show für Touristen erwartet.
Stattdessen war da eine sorgfältig gestaltete Ausstellung über die Zeit der Verfolgung von Hexen und Zauberer in Island.
Diese beschränkte sich im Grund auf das 17. Jahrhundert. Danach war die Christianisierung von Island soweit fortgeschritten, dass es keine diesbezüglichen Anschuldigungen, Prozesse und Hinrichtungen gab. Aber während des 17. Jahrhundert wurden in Island 21 Personen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Und das in einem Land, in den es so gut wie keine Wälder gibt, und grössere Mengen an Holz importiert werden musste (und immer noch muss).
Eine weitere Besonderheit in Island ist, dass unter den 21 Hingerichteten nur eine Frau war. Während also in Europa überall den Hexen der Prozess gemacht wurde, war die Zauberei in Island Männersache.
Das Museum zeigt aber auch Dokumentationen und Artefakte der Zauberei. So werden Zauber- und Opfersteine gezeigt, sowie Runen und Zeichen erklärt, und es gibt eine Sammlung der gebräuchlichsten Zaubersprüche.
Dank dem bin ich nun also im Besitz eines Zaubers, der mich unsichtbar machen kann. Es gibt eine genaue Anleitung, was dafür wie zu tun ist, und welche magischen Sprüche aufzusagen sind…

Morgen verlasse ich die Westfjorde und fahre wieder südwärts. Mein Etappenziel ist das HRAUNSNEF SVEITAHÓTEL in der Nähe von Borgarnes.
Falls es Wetter und Zeit zulassen, werde ich dort noch das Grábrók-Kratersystem besuchen. Das sind drei erloschene Vulkankrater, bei denen ich schon einmal war. Aber damals hatte es bei meinem Besuch geregnet.

9. Tag: Und wieder Richtung Süden – Adieu Westfjorde

Nun, der Regen ist zurückgekehrt. Und hat dabei zumindest am Morgen seinen Kumpel, den Nebel auch gleich mitgebracht…
Allerdings regnete es nicht sehr lange und der Nebel verzog auch bald einmal. Es blieb den ganzen Tag bewölkt, aber die Wolken rissen immer wieder auf und liessen ein paar Sonnenstrahlen durch.
Und es blieb warm. Es ist ganz allgemein deutlich wärmer als vor einem Jahr zur gleichen Jahreszeit. Das ist offenbar nicht nur mein Eindruck. Auch die Einheimischen meinen, dass es im September eigentlich deutlich kühler sein sollte.

Für die gut 150 Kilometer Fahrt brauchte ich heute nicht ganz drei Stunden. Die ganze Strecke war geteert (für mich inzwischen fast ungewohnt), und ausser ein paar Schafen hatte es kaum Verkehr auf der Strasse. Von den üblichen Fotostopps abgesehen als kaum Verzögerungen.

Apropos Schafe: In ganz Island muss man von Frühling bis Herbst immer damit rechnen, dass sich Schafe auf oder neben der Fahrbahn befinden.
Ein guter Grund, das Tempolimit von 90 km/h auf den geteerten Hauptstrassen (und weniger auf Nebenstrassen) nicht zu überschreiten und seine Augen offen zu halten. Die Viecher sind tatsächlich überall, Zäune hin oder her.

Hier beim Hraunsnef habe ich heute darauf verzichtet, auf den Grábrók zu gehen. Das Wetter und das Licht waren ähnlich wie letztes Jahr. Das hätte mir also keine neuen Bilder gebracht. Falls morgen die Sonne scheint, gehe ich vermutlich noch einmal hoch. Aber nur wenn die Sonne scheint.

Stattdessen bin ich zum Glanni Wasserfall gegangen. Ca. eine Viertelstunde zu Fuss ab dem Parkplatz erreicht man eine Plattform, von der aus man sehr gut auf den Wasserfall sieht.

Ich bin dann noch einmal zehn Minuten weiter durch die herbstliche Lavalandschaft gegangen, bis ich einen kleinen See erreichte, der doch tatsächlich „Paradies“ heisst. Sogar auf Google Maps findet man ihn unter dem Namen „Paradísarlaut„.

Morgen habe ich wieder ein etwas längere Strecke nach Skálholt vor mir. Die Strecke ist deshalb länger, weil ich bewusst die Hauptstrassen verlasse und über Land fahre. Das beinhaltet auch einige nicht geteerte Streckenabschnitte, die erfahrungsgemäss um Einiges langsamer gefahren werden müssen.

10. Tag: Doch noch Nordlichter

Heute war Islandwetter.

Das heisst, man konnte den Spruch „Wenn Dir das Wetter nicht gefällt, warte 15 Minuten oder fahre 10 Kilometer“ anwenden.

Den ganzen Tag über war es zwar bewölkt, aber es hatte auch ein ganz klein wenig Wind. Der sorgte dafür, dass die Wolken immer wieder aufrissen und die Sonne durchkam. Und wenn es mal ein bisschen regnete, war es sehr lokal.

Heute bin ich etwas über 200 Kilometer in gut sieben Stunden gefahren. Wie gestern schon geschrieben, bin ich bewusst nicht der schnellen Hauptstrasse entlanggefahren, sondern bin über Land, was auch wieder ein paar Streckenabschnitte „Schlagloch-Hopping“ bedeutete. Allerdings waren diese Strassen im Vergleich zu denen auf den Westfjorden richtiggehend einfach zu fahren.

Ich habe einige Halte eingelegt. Zum Teil, um Orte zu besuchen, die ich schon kannte, und andere, die neu für mich waren. Einige der Orte bin ich ganz spontan angefahren, obwohl ich es eigentlich nicht geplant hatte.
Und ab und zu entdeckte ich auch Orte beim Vorbeifahren.

So zum Beispiel den Trollpfad beim Fossatún Country Hotel. Entlang dieses Pfades waren nicht nur Figuren, die Trolle darstellten, sondern auch Tafeln, auf denen kurze Geschichten über Trolle aus der isländischen Mythologie standen.

Nun bin ich wieder im Sel Guesthouse abgestiegen und werde für zwei Nächte hier bleiben. In diesem Gästehaus, das im Wesentlichen ein umfunktionierter Bauernhof ist, bin ich nun zum dritten Mal. Auch bei meinen beiden letzten Islandreisen bin ich irgendwann hier gelandet.

Und das Sel enttäuscht nie. Nicht nur wegen der Unterkunft, die dieses Mal ein ganzes Chalet ist, das ich für mich alleine habe.

Nein, heute Abend wurde der „Nordlicht-Fluch“ dieser Reise gebrochen. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass es mir auf dieser Reise nicht vergönnt gewesen wäre, Nordlichter sehen und fotografieren zu können, Das Wetter war einfach nie gut dafür gewesen. Sobald der Himmel bewölkt ist, sieht man nichts.
Nun, bin ich gegen zehn Uhr noch einmal raus um ein paar Nachtbilder zu machen und da rissen die Wolken kurzzeitig auf und der Himmel wurde für kurze Zeit grün.

Morgen habe möchte ich auf die Westmänner-Inseln, die vor der Südküste von Island liegen. Die Fahrt von hier zu Fähranlegestelle ist bloss eineinhalb Stunden, und die Überfahrt dauert ca 40 Minuten.
Das mache ich aber nur, wenn das Wetter wirklich gut ist. Sollte Sturm in der Luft liegen (was im Süden öfters vorkommt), dann werde ich darauf verzichten. Ich möchte nicht riskieren, auf den Inseln sitzenzubleiben.
Das werde ich mir morgen früh deshalb genau anschauen.

11. Tag: Ein Ausflug an die Südküste

Heute war wieder Islandwetter. Das heisst, von strahlendem Sonnenschein bis zu strömenden Regen war schlicht alles da.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin nicht auf die Westmännerinseln gefahren. Ich war zwar am Fährterminal, weil das Wetter eigentlich gut aussah, als ich hier um 08:30 abfuhr.
Und die See war ruhig. Ich hätte also ‚rüberfahren können, und wäre bestimmt pünktlich wieder zurück gewesen. Keine Frage.

Aber als ich da auf der Hafenmauer stand und zu den Inseln hinüberblickte, sass dort die einzige schwarze Gewitterwolke weit und breit genau über Heimaey, der Hauptinsel. Es sah verdammt nass und dunkel aus dort drüben. Da entschied ich mich gegen eine Überfahrt und beschloss stattdessen, einen bekannten Ort, den Skógafoss Wasserfall zu besuchen.

Wie Recht ich mit meiner Wettereinschätzung hatte, zeigte sich zwei Stunden später auf der Rückfahrt von Skógafoss: Es begann nun auch an Land zu schütten wie aus Kübeln.
Also tat ich, was man in seiner solchen Situation in Island am besten tut: Ich fuhr weiter.

Auf dem Parkplatz beim Skógafoss traf ich dann unerwartet auf ganz besondere Fahrzeuge, die man in Island nicht unbedingt erwartet.
Dort war offenbar ein Streckenposten einer Rally für gut betuchte Pensionäre aus Frankreich und Belgien. Die Autos waren alle entweder sehr teuer oder sehr alt, fast so alt wie ihre Fahrer vom Typ Flavio Briatore: Solariumbräune unter den weissen Haaren, Designerjeans und – jacken, Goldkettchen und sackarrogant im Benehmen. Dazu die passenden Frauen im gleichen Stil, bei denen die monatliche Bottoxbehandlung längst nur noch zur Fratzenbildung beiträgt, aber ganz sicher nicht zur Schönheit.
Entsprechend sind die dann auch auf den Strassen gefahren. Wären besser in Monaco geblieben…
Aber die Autos waren schön.

Unterwegs fotografierte ich dann noch den berühmten Zaun an der Ringstrasse, an dem zig BHs hängen. Irgendwie muss jede Frau, die dort hält und den Zaun fotografiert, einen BH hinhängen. Von den Männern werden natürlich andere Unterwäsche-Teile erwartet. Keine Ahnung vorher die Tradition kommt und zu was es gut sein soll. Aber sieht lustig aus.
Ich bin deshalb nicht ausgestiegen und habe den Zaun nur durch die Windschutzscheibe fotografiert…

Die heutige Nacht verbringe ich noch einmal im im Sel Guesthouse. Morgen nehme ich dann die letzte Etappe der diesjährigen Reise in Angriff, die nach einer Fahrt über die Halbinsel Reykjanes am Flughafen Keflavík enden wird, wo ich meinen Mietwagen zurückgeben werde.
Und von dort werde ich am Samstagmorgen um 07:20 nach Hause fliegen.

12. Tag: Die letzte Etappe

Dieser Post wird kurz ausfallen, denn ich muss heute früh ins Bett.
Morgen um 07:20 geht mein Flug nach Zürich. Da werde ich um 04:00 aufstehen, mein Gepäck am Flughafen aufgeben (es sind fünf Minuten vom Hotelausgang bis zur Gepäckaufgabe) und zurück ins Hotel zum Frühstück gehen. Das gibt es warm hier ab 04:30.
Danach werde ich gemütlich die Security passieren und am Gate auf das Boarding warten.

An meinem letzten Tag der diesjährigen Islandreise bin ich noch einmal ganz bewusst von den Hauptstrassen auf die Nebenstrassen ausgewichen und habe entlang der Südküste die ganze Halbinsel Reykjanes abgefahren. Das Wetter war nett heute, und es regnet nie.

Leider haben es die französischen Raser mit ihren Luxusschlitten auch so gemacht. Wahrscheinlich, weil dort mit weniger Polizei rechneten.
Hi, hi. Aber da gab es auch ungeteerte Abschnitte mit Schlaglöchern.
Es war ein Heidenspass, einem Ferrari 308 zuzusehen, wie er versuchte, unbeschadet durch die „Mondlandschaft“ zu kommen, nachdem er wie ein Irrer viel zu schnell über die Küstenstrasse gedonnert ist und gedrängelt und überholt hat. Ich glaube kaum, dass ihm das vollständig gelang. Der dürfte seinen Unterboden überholen lassen müssen, wenn er wieder zu Hause ist…

Die heutige Nacht verbringe ich wie immer im Airport Hotel Aurora Star gleich beim Flughafen.
Und morgen geht dann die diesjährige Islandreise schon wieder zu Ende. War schön und sowieso viel zu kurz.

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