In jedem Reiseführer, in fast jeder Reisebeschreibung im Internet und auch in den offizielle Merkblättern von isländischen Toursimusorganisationen und Autovermietern liest man, dass Autofahren anders ist als sonst irgendwo auf der Welt.
Nun, das stimmt, aber sooooo unterschiedlich ist es dann doch nicht. Wie jedes Land hat Island eigene Verkehrsregeln, die man als Besucher kennen und respektieren muss. Und dann gibt es aufgrund der besonderen Geländebeschaffenheit noch einige Verhaltensregeln, die man beachten sollte.
Aber ich habe selbst häufig beobachten können, dass Touristen mit Mietwagen sich nicht an die Verkehrsregeln hielten. Da verwundert es kaum, dass die Isländer selbst die einfachsten Regeln immer wieder betonen.
- Geschwindigkeitsbeschränkungen
Auf isländischen Strassen gilt innerorts 50 km/h, in Wohnquartieren 35 km/h Höchstgeschwindigkeit.
In Island gibt es keine Autobahnen, nur mehr oder weniger ausgebaute und befestigte Überlandstrassen. Auf denen gilt ausserorts 90 km/h auf geteerten Strassen und 80 km/h auf nicht geteerten Strassen.
Generell sollte man aber seine Geschwindigkeit massiv drosseln, wenn man auf nicht geteerten Strassen fährt. Auf dem lockeren Untergrund dieser „graveled roads“ kann sich der Wagen unter Umständen wie auf Glatteis verhalten. Schleuderunfälle sind dabei keine Seltenheit.
Leider musste ich feststellen, dass meistens (nicht immer), wenn ich einen Wagen sah, der schneller fuhr als erlaubt, ein Tourist am Steuer sass… - F-Strassen
Strassen, deren Nummerierung mit einem „F“ anfängt, dürfen nur mit Fahrzeugen befahren werden, die „offroad“ tauglich sind. Darunter versteht man in der Regel grössere Bodenfreiheit und einen 4×4 Rad Antrieb.
Ein „F“ vor der Nummer bedeutet nämlich: „Fjallvegur“ = Piste, also nur für Jeeps.
Falls eine Piste (Weg, „Strasse“) gar keine Nummer hat, sollte man auch mit einem Jeep nicht darauf fahren!
Im Winter sind alle F-Strassen gesperrt. - Gesperrte Strassen
Gesperrte Strassen sind nicht ohne Grund gesperrt. Das Wetter kann eine Strasse innert kürzester Zeit unpassierbar machen. Die Isländer haben damit eine sehr grosse Erfahrung und können gut abschätzen, wie sich eine solche Situation in den nächsten Stunden entwickelt. Man sollte solche Sperrungen deshalb unbedingt respektieren. - Nicht auf offener Strecke anhalten
Das Erste, was man mir sagte, als ich in Reykjavík meinen Mietwagen übernahm, war, dass ich nicht auf offener Strecke anhalten sollte, sondern nur auf Ausstellflächen neben der Strasse.
Und eines der ersten Probleme, die ich hatte, nachdem ich ca 45 Minuten mit dem Mietwagen gefahren war, waren zwei Autos, offensichtlich von Touristen gefahren, die mitten auf der Hauptstrasse mit eingeschalteten Warnblinker standen, und deren Insassen ausgestiegen waren, um zu fotografieren und Islandpferde zu füttern.
Wenn man über einen Hügel oder durch eine unübersichtliche Kurve fährt, sind auch 50 oder 60 km/h zu schnell, wenn ein plötzliches Hindernis auf der Strasse steht. Ausserdem sieht man den Gegenverkehr schlecht, wenn man dieses Hindernis überholen will. Und in Island wird ausserorts 90 km/h gefahren… - Schafe auf der Strasse
Ich wurde überall davor gewarnt, dass sich Schafe in Island frei bewegen könnten, und deshalb auch auf der Strasse anzutreffen seien.
Vermutlich war es saisonbedingt [Herbst mit zum Teil schon recht garstigen Wetterverhältnissen], dass ich wenig davon sah. Oder es hing auch damit zusammen, dass ich hauptsächlich entlang von geteerten Hauptstrassen fuhr. Aber ein oder zwei Mal ist es mir auch passiert, dass ich ein wenig warten musste, bis eine Schafherde die Strasse überquert hatte. Hier ist einfach nur Aufmerksamkeit und Geduld gefragt. Die Schafe weiden zum Teil direkt am Strassenrand und mir war nie ganz wohl dabei, wenn ich eine Herde passierte. Eine Kollision mit einem Schaf hat schon mit 50 km/h heftige Folgen, geschweige denn mit 90 km/h. - Enge Passagen
Viele Brücken und andere Passagen sind in Island nur einspurig befahrbar, auch auf den Hauptstrassen wie zum Beispiel die Ringstrasse (Hringvegur).
Grundsätzlich gilt, dass das Fahrzeug, das näher am Engnis ist, Vorfahrt hat.
Ich habe aber gute Erfahrungen damit gemacht, im Zweifelsfall vor dem Engnis anzuhalten und den anderen durchzulassen. Ein Treffen in der Mitte der Brücke bringt nichts, kostet Zeit und hält zudem den Verkehr unnötig auf. - Tankstellendichte
Es lohnt sich, jeden Tagesabschnitt auf einer Islandreise gut im voraus zu planen.
Das gilt insbesondere auch für den Treibstoffvorrat. Ich bin selber Strecken gefahren, auf denen ca alle 200 km eine Tankstelle zu finden war. Und das fast ausschliesslich entlang von Hauptstrassen. Insofern war das für mich kein Problem, da ich mit einem kleinen Dieselauto unterwegs war. Die sind in der Regel sehr sparsam.
Wenn man aber „off road“ geht, braucht man ein Fahrzeug, das deutlich mehr Treibstoff konsumiert. Ausserdem dürfte der mühsame Untergrund abseits geteerter Strassen zu zusätzlichem Mehrverbrauch von Treibstoff führen, so dass ein nur halb voller Tank plötzlich zu einem Problem werden könnte, und das garantiert nicht in der Nähe einer Ortschaft oder entlang einer Hauptstrasse.