Der heutige Sonntag ist der 21. Tag meiner Reise und der 14. Tag meines Roadtrips in Island.
Ich habe ihn vgemütlich in Egilsstaðir und Umgebung verbracht.
Am Morgen bin ich nach einem späten Morgenessen erst einmal nach Seyðisfjörður gefahren.
Dieses kleine Dörfchen am Ende des gleichnamigen Fjords ist von Egilsstaðir aus in einer halben Stunde über eine gut ausgebaute Passstrasse zu erreichen. Diese Strasse und ihr Ausbaustand ist sehr wichtig, denn in Seyðisfjörður kommt einmal in der Woche die Fähre aus Dänemark an.
Neben dem internationalen Flughafen Keflavík im Westen ist Seyðisfjörður somit der wichtigste Eintrittspunkt auf die Insel. Wer auf die Insel will, oder von ihr runter, und nicht fliegen will oder kann, kommt hier im Osten in Seyðisfjörður an respektive fährt von hier aus weg.
Da scheint es logisch, dass der Pass, der nach Seyðisfjörður führt, ganzjährig mit grossen Lastwagen befahrbar sein muss.
Leider kommt nicht nur einmal in der Woche die Fähre hierher, sondern täglich auch Kreuzfahrtschiffe. Und das ist eine Plage. Die Passagiere fallen in grosser Zahl wie Heuschrecken in den Ort ein, konsumieren oder kaufen aber kaum etwas (die haben an Bord ja alles inklusive). Sie sind überall. Wenn ein Kreuzfahrschiff im Fjord liegt, hat man kaum Ruhe. Und da das Dorf recht klein ist, verstreuen sich die Massen auch nicht richtig.
In Seyðisfjörður gibt es zwar durchaus Tourismus, aber ein richtiges Hotel ab *** sucht man vergebens. Es gibt Campingmöglichkeiten und einige Gästehäuser. Aber selbst wenn man den Tagestourismus (wie mich) dazuzählt, steht das in keinem Verhältnis zu den Scharen an Kreuzfahrttouristen, von denen die meisten keine Ahnung haben, wo sie sind.
Heute habe ich tatsächlich eine Amerikanerin ihren Mann allen Ernstes fragen hören, welche Zeit man hier wohl hätte. (sic!)
Heute lagen gleich zwei Kreuzfahrtschiffe im Fjord vor Anker. Das grössere der beiden war die Norvegian Star, die über 2’300 Passagiere an Bord nehmen kann und mehr als 1’000 Besatzung hat. Das kleinere Schiff konnte ich nicht zuweisen. Und welches Schiff welche Passagiere an Land gebracht hatte, war auch nicht mehr auszumachen. Jedenfalls war das Durchschnittsalter sehr hoch (das Wort „Rentergang“ schoss mir spontan durch den Kopf) und man sah verschiedentlich Gehstöcke bei den Passagieren. Die meisten dieser Passagiere waren definitiv Amerikaner.
Das Schlimmste aber waren die Chinesen. Laut, kaum zu überhören, immer zuvorderst drängeln, und es war für sie absolut selbstverständlich, die Hälfte aller Tische einem Strassencafé zu besetzen, ohne etwas zu konsumieren. Die zahlenden Gäste hatten dann halt das Nachsehen.
Diese Touristen braucht niemand, und verdienen tun an denen ohnehin nur die Kreuzfahrtreedereien.
Als diese Bande dann wieder Richtung Schiff gezottelt waren, wurde es angenehm ruhig und man konnte in aller Ruhe in der Sonne sitzen und eine Tasse Kaffee geniessen.
Ich fuhr dann noch ein bisschen durch die Gegend und genoss den schönen Tag. Es war zwar immer etwas bedeckt. Aber es war warm (Temperaturen im unteren zweistelligen Bereich) und kaum windig.
Grund genug, mir zwischendurch eine Glace zu gönnen. 🙂
Am Nachmittag liess ich mich dann noch über eine Stunde im heissen Wasser einweichen.
Als ich am Mittag in die Vök Bäder wollte, waren die voll. Die hatten gerade zwei Busladungen Amerikaner gekriegt. Vermutlich Kreuzfahrttouristen aus Seyðisfjörður, denn eine so grosse Gruppe hatte ich in Egilsstaðir nirgends gesehen. Somit war alles ausverkauft.
Aber zwei Stunden später war diese über hundert-köpfige Gruppe wieder weg und im Bad gab’s Platz genug.
Die Vök Bäder sind insbesondere besonders, als dass zwei der drei Becken mit warmen Wasser (38 – 40 Grad C) in einem See schwimmen. Und das dritte Becken hat eine Bar, an der man Getränke kaufen kann, während man im Wasser steht.
Die Vök Bäder sind entstanden, nachdem man entdeckt hatte, dass es unter dem See Urriðavatn eine Thermalquelle gibt. Einigen Leuten war aufgefallen, dass im Winter die Eisdecke auf dem See immer an der gleichen Stelle geschmolzen war. Offenbar stieg dort warmes Wasser auf.
Die Bäder wurden erst 2019 eröffnet und waren von Beginn weg erfolgreicher als man erwartet hatte. Der Andrang war zeitweise trotz Corona grösser als man Plätze hatte. Und das trotz des relativ stolzen Preises von 5’990 isländischen Kronen (ca CHF 40.–) für den einfachen Eintritt (ohne zeitliche Begrenzung).
Auf alle Fälle habe ich mich eineinhalb Stunden dort in den Becken trieben lassen, und ab und zu etwas an der Bar geholt. Jetzt bin ich ziemlich müde. 😉
Morgen beginnt die 4. und letzte Woche meiner diesjährigen Reise, und die Fahrtrichtung dreht nach Westen, Richtung Flughafen, wo ich am Freitagnachmittag nach einer Fahrt entlang der Südküste eintreffen werde.