Diese Nacht hat es nur einmal geregnet. Besser gesagt, es hat nicht aufgehört, seit der Regen gestern Nachmittag einsetzte. Und es ging heute den ganzen Tag weiter. Ich wurde schon vor dem Frühstück das erste Mal nass, als ich von meinem Bungalow zum Haupthaus ging (3 Minuten), wo das Frühstücksbuffet war.
Ich hatte heute gute 250 km vor mir. Auf dem Þjóðvegur 1 entlang der Südküste bis an den Rand des Hochlands.
Die alte isländische Weisheit, nach der sich das Wetter ändert, wenn man nur weit genug fährt, stimmte heute nicht. Es regnete und regnete. Und je weiter ich nach Westen kam, desto stärker wurde zudem der Wind. Die ganze Südküste schien unter einem grossen Sturmtief zu liegen.
Genau diese Kombination, starker Regen und starker Wind, führte dazu, dass ich nur zwei Mal Halt machte: in Vík í Mýrdal, um zu tanken und in Hvolsvöllur, um etwas zu essen.
Am Skógafoss und am Seljalandsfoss entschied ich, gar nicht erst auszusteigen. Das Wasser kam dort waagerecht daher, und ich wäre innert Minuten komplett nass gewesen, noch bevor ich meine Regenkleidung angezogen gehabt hätte. Ausserdem wäre die Kamera mehr denn ja nass geworden, und ich weiss nicht, wo da die Grenzen des Ertragbaren sind. Dieses Kameras sind sehr robust gebaut und sind auch in Bezug auf Wasserspritzer sehr widerstandsfähig. Aber sie sind nicht wasserdicht.
Ganz zu schweigen davon, dass es kaum gute Bilder gegeben hätte, wenn die Linse ständig dem Regen ausgesetzt gewesen wäre. Ich mache keine Unterwasserfotos. Das ist nicht mein Gebiet und meine Ausrüstung ist nicht dafür geeignet. 😉
Der letzte Streckenabschnitt wurde dann noch etwas holprig. Ich hatte bis zum Hochland Center noch gute 30 km Schotterpiste zu bewältigen. Das schüttelte zwar ganz schön, und das Auto wurde ein bisschen schmutzig, aber ging eigentlich problemlos.
The Highland Center Hrauneyjar, wo ich heute übernachte, ist ein relativ grosses Hotel am Eingang ins Hochland. Man merkt, dass hier vor allem Leute absteigen, die ins Hochland gehen oder von da kommen.
Am Eingang muss man entweder die Schuhe ausziehen, oder blaue Überzieher über die Schuhe anlegen. Das Hotel hat auch ein Restaurant, das neben Fisch und Lamm 10 (!) verschiedene Burger anbietet.
Ein kleine Besonderheit erlebte ich beim Einchecken, als mich die Dame an der Rezeption in schweizerdeutsch ansprach. 🙂
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass es heute hier viele Schweizer hat. Neben mir sind da noch zwei Paare und eine Familie mit zwei erwachsenen Söhnen. Ob der Offroadjeep mit Fribourger Kennzeichen, den ich vor dem Hotel gesehen habe, denen gehört, weiss ich nicht.
Was ich morgen mache, hängt allein vom Wetter ab. Der Plan wäre eigentlich, bei schönem Wetter (und nur bei schönem Wetter) nach Landmannalaugar zu fahren. Von hier aus erreicht man das Gebiet im Hochland, ohne durch einen Fluss fahren zu müssen. Da möchte ich im Moment nicht probieren, denn die Wasserstände aller Flüsse sind durch die anhaltenden, ergiebigen Niederschläge ziemlich hoch.
Landmannalaugar ist bekannt durch seine vielfältige und farbenfrohe Berglandschaft. Es ist ein Wandergebiet, und das wohl am häufigsten von Touristen besuchte Gebiet im Hochland.
Aber eben: nur bei schönem Wetter. Wenn es regnet und die Wolken so tief hängen wie heute, dann bringt es nichts. Dann sehe ich nichts und kann nichts fotografieren. Dann spare ich mir die paar Stunden holpern und schütteln.