Irgend einmal in den letzten sechs Jahren, in denen ich nach Island gereist bin, habe ich folgenden Spruch gelesen oder gehört: „Wenn Dir in Island das Wetter nicht gefällt, warte einfach 15 Minuten oder fahre 10 Kilometer„.
Nun, so eng habe ich es noch nie erlebt, aber die heutige Fahrt entlang der Südküste nach Westen auf dem berühmten Þjóðvegur resp Hringvegur (Ringstrasse 1) kommen dem ziemlich nahe.
Als ich heute aufgestanden bin, war das Hotel in dichtesten Nebel gehüllt. Der lichtete sich zwar später ein bisschen, so dass man wenigstens hundert Meter weit sehen konnte.
Als ich dann nach 11:00 abfuhr, war es mehr eine tiefhängende Wolkendecke, die mal tiefer, mal höher war. Die Luftfeuchtigkeit lag bei 100%. Obwohl ich das nicht als Regen bezeichnen würde, wurde man nass, wenn man ohne Regenschutz raus ging. Und auf der Fahrt musste ich die Scheibenwischer ständig in Betrieb haben.
Nach 40 Minuten Fahrt, als ich bei der Jökulsárlón ankam, war der Nebel wieder so tief, dass man den Gletscher, von dem die Eisberge in die Lagune abbrechen, nicht sah.
Zusätzlich ging auch ein ordentlicher Wind, der den Nieselregen nun waagrecht brachte. Da haben mich die Leute, die am Diamond Beach zwischen den Eisblöcken mit einem Regenschirm herumliefen, etwas zum schmunzeln gebracht.
Fakt war allerdings, dass ich nach einer halben Stunde am Strand eine nasse Hose hatte, weil ich es nicht für nötig (und zu mühsam) gefunden hatte, die Regenhosen anzuziehen…
Bloss gut, dass der G1000 Stoff von Fjällräven sehr schnell trocknet. 🙂
Auf der Weiterfahrt schlug das Wetter nach ca einer halben Stunde erneut um. Ich kam quasi um eine Biegung herum und der Berg zu meiner Rechten stand im Sonnenschein. Die Wolken öffneten sich über dem Skeiðarársandur und die Sonne schien. Es ging ein anständiger Wind aus Osten. Aber selbst der fühlte sich warm an.
Der Skeiðarársandur ist mit 1000 km² eine der grössten, wenn nicht die grösste Schlemmlandebene in Island. Der Skeiðarársandur war das grösste Hindernis beim Bau der Ringstrasse 1. Er konnte erst 1974 mittels einer langen Brücke gänzlich überwunden werden.
Allerdings wurde diese Brücke 1996 durch einen Gletscherlauf, ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkans Bárðarbunga unter dem Vatnajökull, vollständig zerstört.
Heute verläuft die Strasse auf einem anderen Trassee am Rand des Skeiðarársandur, und es braucht nur noch einige kleinere Brücken.
Schon vor meiner Abfahrt im Skeiðarársandur konnte ich die dunklen Wolken sehen, die sich südlich und westlich von mir zusammenzogen.
Und so war es denn auch. Auf der Fahrt nach und bei meiner Ankunft in Kirkjubæjarklaustur regnete es. Später begann es regelrecht zu schütten, und nun, am Abend, ist Dauerregen angesagt.
Kirkjubæjarklaustur ist übrigens einer der isländischen Ortsnamen, die unaussprechlich scheinen. Ich war 2017 das erste Mal hier, und seither versuche ich erfolglos, die richtige Aussprache hinzukriegen.
Die Isländer amüsierten sich schon 2010 über die Ausländer (Touristen, Journalisten, TV Kommentatoren, etc.), die es nicht schafften, Eyjafjallajökull (der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen) richtig auszusprechen. Ich schaffte das nach ein paar Mal üben und mit Unterstützung von Einheimischen.
Wie also muss das nun für die Einheimischen mit Kirkjubæjarklaustur tönen. Die lachen sich sicher hinter vorgehaltener Hand halb tot. Ich würd’s ihnen nicht übelnehmen. 🙂
Mal schauen, was das Wetter morgen bringt. Ich habe 250 km vor mir, auf denen sich eine Sehenswürdigkeit an die andere reiht: Reynisfjara, Dyrhólaey, das Flugzeugwrack im Solheimasandur, der Skógafoss und der Seljalandsfoss, um nur einige zu nennen.
Da ich alle schon mehrfach besucht habe, werde ich wohl nur Halt machen, wenn das Wetter einigermassen mitspielt. Besonders die vier Kilometer Marsch zum Flugzeugwrack (und natürlich wieder zurück) sind bei Regen nicht wirklich lustig.