Heute stand also die Erkundung von Svolvær auf dem Programm.
Das Wetter war heute nicht ganz so konstant wie gestern. 😉
Zwar generell stark bewölkt, die Temperaturen im einstelligen Bereich und etwas Wind. Aber Regen liess sich erst einmal nicht blicken.
Also entschloss ich mich, den alten Stellungen einer Batterie der deutschen Küstenartillerie im 2. Weltkrieg auf der Insel Kjeøya (Kjeøya kystbatteri) einen Besuch abzustatten.
Die Insel liegt direkt vor Svolvær und schirmt das Hafenbecken gegen das offene Meer ab. Verbunden mit der Stadt ist diese und noch andere kleinere Inseln durch eine hohe Bogenbrücke. Mein Ziel lag im Grunde direkt vor meiner Nase. Bloss sind da ein paar hundert Meter Meerwasser des Hafenbeckens dazwischen. Also musste ich einen Bogen über die bereits erwähnte Brücke machen und war nach ca einer halben Stunde dann vor Ort.
Dass auf dieser Insel auch überall grosse Gestelle standen, an denen die Fische zum Trocknen aufgehängt werden, habe ich ja schon von meinem Hotelzimmer aus gesehen.
Aber aus der Nähe betrachtet, stellte sich dann aber heraus, dass an den Gestellen nicht Fische hingen, wie ich es schon von meiner letzten Unterkunft kannte, sondern ganze Bündel von Fischköpfen. Da es immer wieder leicht nieselte, waren diese Tausende von Fischköpfen nicht ganz trocken und rochen entsprechend.
Hinter diesen Gestellen fand ich dann die Überreste der Küstenartilleriestellung HKB 47/ 973 Kjäröen, mit der die deutsche Wehrmacht während der Besetzung Norwegens im 2. Weltkrieg den Hafen von Svolvær verteidigte.
Da ist im Grunde nichts mehr; ausser ein paar betonierte Höhlen, die zum grossen Teil zugemüllt sind.
Wenn man nicht weiss, wo man suchen muss, wird man nicht viel finden. Und dass es sich um ehemalige Stellungen der Küstenartillerie handelt, habe ich eigentlich nur an einem Ort erkennen können, an dem ich noch die alten Eisenschienen gefunden habe, auf denen früher die Kanonen in Position gedreht wurden.
Die Norweger machen gar nichts für den Erhalt resp Sicherheit dieser Anlage. Es gibt keine Wege dorthin, und es gibt auch keine Absperrungen. Man balanciert sich über Stock und Stein, durch Gras und Gebüsch, bis man auf alten Beton trifft. Immerhin ist es auf Google Maps verzeichnet. So habe ich davon erfahren.
Es sieht auch so aus, als ob die Einheimischen dieses Gebiet im Sommer als Naherholungsgebiet nutzen. Ich habe Picknicktische und Feuerstellen gefunden; und eine Menge Müll (sic!).
Ich denke, irgendwann werden alle Bunker zugewachsen und verfallen sein.
Danach habe ich dem Fiskerkona am äussersten Ende der Insel einen Besuch abgestattet. Diese Skulptur, die die Fischer am Eingang des Hafens von Svolvær am Pier begrüsst, zeigt „feskarkjärringa“ – jemanden, den Sie lieben. Die Skulptur wurde vom Bildhauer Per Ung geschaffen.
Danach trat ich den Rückweg in die Stadt an, und genau dann begann es auch wieder zu regnen. Allerdings wäre der Begriff „Schnee“ auch nicht ganz verkehrt. Es regnete nicht wirklich, sondern der Niederschlag, der herunterkam, wird von den Meteorologen mit „Graupelschauer“ bezeichnet. Kleine Eiskörnchen, die man noch nicht als Hagel bezeichnen kann, die aber dank dem Wind im Gesicht ziemlich stechen können.
Es versteht sich von selbst, dass der Niederschlag nur so lange dauerte, bis ich über die Brücke zurückgekommen und die schützenden Häuser der Stadt erreicht hatte.
Und so ging es dann mit dem Wetter am Nachmittag weiter: trocken, Graupelschauer, trocken, Regen, trocken, Graupelschauer, etc.
Deshalb habe ich in der zweiten Tageshälfte noch das Kriegsmuseum 1940 – 1945 besucht, und am Abend das Magic Ice.
Das sogenannte Kriegsmuseum dokumentiert die deutsche Besetzung von Svolvær und den Lofoten im 2. Weltkrieg.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine umfangreiche Sammlung von Uniformen, Ausrüstungen und Abzeichen, sowie Bildern und Dokumente aus dieser Zeit. Man hat sogar das Büro der Gestapo in Svolvær nachgebaut.
Viele Exponate sind nicht nur in norwegisch, sind auch in englisch und deutsch beschriftet.
Das Magic Ice ist generell gesehen ein grosser Eisschrankin dessen Innerem eine Temperatur von -6 Grad Celsius herrscht. Darin sind wie in einer Galerie die Werke litauischer Eiskünstler ausgestellt. Und es gibt eine Rutsche sowie eine Bar aus Eis. Am Eingang erhält man einen warmen Überwurf und Handschuhe. So hält man es dort drin problemlos länger aus. Ich war ungefähr eine Stunde ununterbrochen drin und habe nicht gefroren.
An der Bar kann man übrigens alles konsumieren, wonach man Lust hat. Wie in einer „normalen“ Bar: Bier, Wein, Schnaps und auch alkoholfreie Getränke. Und im Eintrittspreis ist ein Willkommens-Drink aus einem Becher aus purem Eis inbegriffen. Weiter Konsumationen müssen bezahlt werde.
Da habe ich erfahren, dass in Tromsø gerade eben ein weiteres Magic Ice eröffnet worden ist. Mal schauen, wo das ist, wenn ich am Mittwoch wieder nach Tromsø komme.
Morgen nehme ich dann die zweitletzte Etappe meiner Reise unter die Räder und fahre zurück auf’s Festland nach Narvik.

