Winter in Island ist, wenn…
- es permanent so kalt ist, dass in Reykjavík alle Seen unabhängig von ihrer Grösse so zugefroren sind, dass man sie betreten kann.
- man am Morgen ausschlafen kann, solange man will, und es beim aufwachen immer noch Nacht ist.
- man am Morgen um 10:00 noch Nachtfotografie machen kann.
Heute bin ich zuerst einmal mit Kamera und Stativ in der Stadt losgezogen und habe einige Nachtbilder gemacht. Die Isländer lieben es, während der Festtage ihre Häuser mit Lichter zu schmücken. Fast jedes Haus hier hat irgendeine leuchtende Dekoration. Man sagt, dies sei, um etwas Licht in die dunkle Jahreszeit zu bringen. Abgesehen davon ist hier der elektrische Strom sehr billig. Daher brennen diese Dekorationen praktisch rund um die Uhr.
Gegen Mittag (inzwischen war der Tag angebrochen) bin ich ins Hotel zurück, habe die Ausbeute an Bildern gesichtet, und mich für den Bootsausflug bereit gemacht, der mich um 13:00 zu den Walen bringen sollte.
Im Wissen, dass es auf dem Meer draussen angesichts der Wetterlage (Winter; bewölkt mit etwas Wind) ziemlich kalt und windig werden könnte, habe ich mich entsprechend angezogen. Allerdings konnte ich mich so nirgends lange drinnen aufhalten, ohne sofort zu schwitzen. Und das wäre dann fatal gewesen, wenn ich danach wieder raus gegangen wäre…
Um 13:00 ging es dann pünktlich los. Das Walbeobachtungsboot war ein etwas grösser als ein Fischkutter und hatte spezielle Aufbauten, von denen aus die Gäste die Wale besser sehen sollen.
Gleich vorweg: Wir haben heute weder Wale noch Delphine gesehen. Nichts, niente, rien, nothing!
Damit muss man bei solchen Touren immer rechnen. Das ist Natur. Wie bei den Nordlichtern hat man nie eine Garantie. Das kann man nicht bestellen.
Ich habe nun ein Ticket für eine weitere Tour erhalten, 2 Jahre gültig. Ich werde im August 22 auf der grossen Sommerreise wieder für einen Tag in Reykjavík sein. Eventuell buche ich dann wieder eine Tour.
Auf See war es zuerst einmal sehr windig. Aber der Seegang war eigentlich noch ganz OK. Die Firma Elding, die die Fahrt durchführte, warnte allerdings schon beim Kassenhäuschen vor „rauher See“ und bot gratis Anti-Seekrankheit-Pillen an. Ich hatte zur Sicherheit schon im Hotel eine solche genommen und war zuversichtlich, dass ich keine Probleme kriegen würde.
Solange wir der Küste entlang fuhren, quasi im Windschatten der Berge, war die See ziemlich ruhig und man konnte in der Cafeteria des Schiffs einen Kaffee geniessen.
Das änderte sich schlagartig, als das Schiff von den Bergen weg vor einem grossen Fjord vorbeifuhr. Aus diesem Fjord (Hvalfjörður) kam wie aus einem Windkanal ein starker, ablandiger Wind, der ziemlich starke Wellen verursachte, die das Schiff von der Seite trafen. Nun war stehen nur noch möglich, wenn man sich gut festhielt. Leute wurden herumgeschleudert und die Cafeteria wurde geschlossen. Man tat gut daran, dort zu bleiben, wo man war. Nun erwischte es auch einige Passagiere mit der Seekrankheit. Die sahen nicht mehr wirklich gut aus, und die berühmten Tüten wurden rege gebraucht…
Ich setzte mich bewusst nicht hin und blieb auch die meiste Zeit an der frischen Luft, auch wenn der Wind einem die Tränen in die Augen trieb und im Gesicht brannte; und man ab und zu eine Dusche Meerwasser kriegte, wenn die Gischt besonders hoch spritzte. Ich weiss aus Erfahrung, dass es mir in einer solchen Situation am besten geht, wenn ich stehe, den Horizont sehe und frische Luft atme.
Später, nachdem wir den Fjord passiert hatten, wurde es wieder ruhiger und man konnte sich auf dem Schiff normal bewegen.
Als wir nach ca 2 Stunden erfolgloser Suche nach Walen (Eine kleine Delphinschule wurde von einem Passagier entdeckt. Aber die war so schnell vorbei, dass ich sie nicht gesehen habe) die Rückfahrt nach Reykjavík antraten, musste das Schiff halt wieder vor diesem Fjord durchfahren. Also waren noch einmal ca 20-30 Minuten Achterbahn angesagt. Nicht für alle an Bord lustig…
Es ist zu sagen, dass auf See eine beissende, alles durchdringende Kälte herrschte. Ohne die richtige Kleidung hielt man es da nicht wirklich lange im Freien aus. Jetzt ist schliesslich Winter.
Aber die Firma Elding offerierte jedem Passagier an Bord kostenlos einen warmen Overall, mit dem man locker lange draussen bleiben kann. Aber für Kopfbedeckung, Handschuhe und Schuhe muss man immer noch selbst besorgt sein.
Trotz fehlender Wale habe ich einige Bilder gemacht. Inzwischen habe ich auch eine Galerie angelegt und lade dort hoch, was gerade fertig geworden ist. Ich bin bloss noch nicht dazugekommen, hier auf der Homepage eine Verlinkung zu installieren.
Stay tuned.
