Die zweite organisierte Tour dieser Reise, „Into the glacier„, hat mich heute ins Hochland geführt, genauer gesagt auf respektive in den zweitgrössten Gletscher Islands, den Langjökull (dt langer Gletscher). Der heisst so, weil er insgesamt 55km lang ist.
Das bedeutete erst einmal früher aufstehen (in den Ferien…) und um 07:00 zum Frühstück zu gehen. Um 08:00 war Pick up time an der Bushaltestelle 6, ca 10 min zu Fuss vom Hotel.
Allerdings heisst das hier, dass es ab dann bis zu 30 Minuten dauern kann, bis der Bus dann auch wirklich eintrifft, und man einsteigen kann. Die sammeln ihre Gäste in der ganzen Stadt an bestimmten Treffpunkten ein, und das kann natürlich dauern. Wie lange, das weiss man nie.
Nun, wenn das Wetter etwas frisch ist, wie heute Morgen (ca -5 Grad und eine steife Brise in der Stadt), ist man gut beraten, sich gut einzukleiden. Ein Vorteil der Masken, die man wegen COVID hier sowieso in jedem geschlossenen Raum tragen muss, ist, dass sie draussen das Gesicht auch gegen die eisige Kälte schützen… 😉
Um 08:30 ging’s dann los Richtung Norden. Da ich die Gegend dort von früheren Besuchen schon ganz gut kenne, wusste ich, dass wir nicht ganz zwei Stunden Fahrt (132km) vor uns hatten. Mit den Stopps im Geothermalgebiet Deildartunguhver und bei den Wasserfällen Hraunfossar & Barnafoss wurden es dann etwas mehr als drei Stunden. Allerdings war unser erster Halt nach zehn Minuten Fahrt eine Tankstelle in Reykjavík, um etwas zu trinken und Sandwiches zu kaufen. Sonst hätte es den ganzen Tag nichts zu essen gegeben…
Der Himmel war den ganzen Tag bewölkt, und bei der Anfahrt nach Húsafell (ausgesprochen: Husafedl) begann es zu schneien. Endlich echter Winter. 😉
Gegen Mittag hatten wir zwar Tageslicht, aber wegen der Bewölkung und dem Schneefall war es trotzdem immer etwas gedämpft.
Die eigentliche Tour zum Gletscher startete in Húsafell um 12:30. Zuerst wurde bei jedem Gast dessen Kleidung auf Outdoor-Tauglichkeit geprüft. Wer nicht richtig angezogen war, erhielt je nach Bedarf einen Overall, einen Regenmantel oder wasserdichte Schuhe, oder alles…
Dann ging es mit einem sogenannten Monstertruck zum Gletscher hinauf. Dieses Gefährt fasst 48 Gäste plus Guide und Fahrer.
Apropos „Gast“: Ich habe heute wieder einmal die Bestätigung erhalten, weshalb ich definitiv nicht im Tourismus arbeiten könnte. Das Benehmen gewisser Gäste ist schlicht unerträglich. Am liebsten hätte ich heute so einer Kuh erklärt, dass es absolut scheissegal ist, dass ihre Familie für 40 Minuten Fahrt zum Gletscher nicht nebeneinander sitzen kann. Wenn man zu spät kommt, und alle anderen schon eingestiegen sind, dann muss man halt nehmen, was man kriegt. Aber die hat allen Ernstes lautstark von der Guide verlangt, dass 48 Leute in dem Truck aufstehen und um platziert werden, damit sie ihre Familie um sich herum haben kann. Ich habe die Isländerin bewundert, wie ruhig sie geblieben ist und nicht auf solche Quatsch eingegangen ist.
Im Winter ist es nur mit diesen Fahrzeugen möglich, ins Hochland zu gelangen. Alle Hochlandstrecken sind deshalb von September bis Mai gesperrt und dürfen nur mit Bewilligung und Spezialfahrzeugen befahren werden.
Ich bin einen Teil der heutigen Strecke im Sommer vor zwei Jahren mit einem Toyota Landcruiser selbst gefahren. Mit einem solchen Offroader damals kein Problem. Mit einem normalen Pw wäre es auch noch knapp machbar gewesen. Aber heute hätte ich keine Chance gehabt, auch nur einen Kilometer weit zu kommen. Und es waren bis zur Gletscherzunge immerhin 20km mit mehr als tausend Höhenmeter zu bewältigen. Und danach kamen noch ein paar Kilometer auf dem Gletscher selbst.
Oben auf dem Gletscher schneite es ziemlich stark und es herrschte ein kräftiger Wind. Man sah vielleicht 50 m weit. Aber ausser, dass man auf der Fahrt nicht wirklich viel von der Umgebung sah (weiss, weiss und noch einmal weiss), war das nicht wirklich ein Problem, weil der Truck genau vor dem Eingang in die Eishöhle hielt und man quasi aus dem Fahrzeug mit drei Schritten schon in der Höhle war.
Diese Höhle ist die längste, von Menschen gegrabene Eishöhle der Welt. Die Firma Arctic Adventures, welche die Tour anbietet, hatte vor einigen Jahren gut 500m Tunnel in den Gletscher graben lassen. Am hintersten Punkt befindet man sich ca 45 m unter dem Eis. Mittlerweile sind es übrigens rund 800m Länge, weil sich der Gletscher bewegt und die Tunnel in die Länge gezogen hat. Die Tunnel müssen auch regelmässig nachgegraben werden, sonst schliessen sie sich unter dem gewaltigen Druck und der Bewegung des Eises wieder. Würden die Gänge nicht mehr unterhalten, wären sie innert sechs Jahren verschwunden.
Die Führung einer Gruppe von 24 Personen dauert eine gute Stunde. Dabei wird einem viel über die Gletscher erklärt. Man sieht die verschiedenen Schichten im Eis, die sich jedes Jahr bilden. Als Besonderheit sieht man auch die schwarze Ascheschicht, die beim Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull 2010 auf dem Langjökull entstanden ist.
Und es wird einem bei jeder Gelegenheit deutlich gemacht, wie der Klimawandel die Gletscher auf der ganzen Welt schrumpfen lässt. Hier sieht man es ziemlich deutlich. Man rechnet damit, dass der Langjökull in ca100 Jahren komplett verschwunden sein wird. Und wenn man die Tafeln mit den Jahreszahlen im Gelände sieht, die den Rückgang des Gletschers zeigen, wird man durchaus nachdenklich, auch wenn man kein engagierter Klimaschützer ist.
In der Höhle war es übrigens viel wärmer als draussen, um den Gefrierpunkt herum. Ich hielt es problemlos ohne Handschuhe und Mütze aus.
Nach der Führung ging es dann im Supertruck wieder talwärts nach Húsafell . Von dort fuhren wir mit unserem Bus nach Reykjavík zurück, wo ich gegen 18:30 wieder im Hotel ankam. Inzwischen schneite es übrigens an der gesamten Westküste und in Reykjavík waren die Strassen weiss.
Auch vom heutigen Ausflug gibt es natürlich Bilder. Die gute Nachricht dabei ist, dass die Kamera, die gestern gestürzt ist, im Gegensatz zum Objektiv einwandfrei zu funktionieren scheint. Sobald ich dazu gekommen bin, ein paar Bilder zu bearbeiten, werde ich sie in die Galerie hochladen. 😉