Heute habe nun meinen Gutschein eingelöst, den ich in der letzten Altjahreswoche in Reykjavík gekriegt hatte, als die dortige Walsafari ohne eine einzige Sichtung geblieben war.
Die Firma Elding stellt in solchen Fall jedem Teilnehmer noch an Bord des Schiffes einen Gutschein aus, mit dem man in Reykjavík oder Akureyri noch einmal eine solche Tour machen kann.
Das hat heute gut geklappt.
Der Himmel war tief bewölkt, aber es regnete nicht. Was aber noch besser war: es gab keinen Wind. Die Wasseroberfläche im Eyjafjörður war spiegelglatt. Das ist eine besten Voraussetzungen für Walbeobachtung. Man sieht die Wale in der Ferne viel besser als bei Wellengang.
Nach ca einer Stunde Fahrt (der Eyjafjörður ist der längste Fjord Islands) sahen wir die Finne (Rückenflosse) eines Zwergwales (engl Minkewhale).
Wobei sich das Wort „Zwerg“ bloss auf den Vergleich mit anderen Walarten bezieht. Zwergwale können bis 11 Meter lang und 20 Tonnen schwer wert. Von wegen Zwerg… 😉
Der Wal schien auf Futtersuche zu sein. Er blieb zwar immer auf ca 200 Meter Distanz vom Boot, tauchte aber immer wieder auf, da die nährstoffreichste Nahrung für ihn direkt unter der Wasseroberfläche war: Krill und kleine Fische.
Zwergwale gehören zu den Bartenwalen, zu deren grösseren der Buckelwal und der Blauwal zählen. Letzterer ist das grösste Lebewesen, das je auf unserem Planeten gelebt hat.
Bartenwale nehmen grosse Wassermengen ins Maul (beim Blauwal können das bis zu 50 Tonnen Wasser sein) und drücken das dann durch ihre Barten wieder aus. Dabei bleiben die Kleintiere aus dem Wasser in den Barten hängen.
„Unser“ Zwergwal wurde bald als eine „Sie“ identifiziert. Die Crew des Bootes kannte das Tier aufgrund von Zeichnungen und Narben. ‚Astra‘, wie sie genannt wird, taucht offenbar seit 2018 regelmässig im Eyjafjörður auf.
Immer, wenn sie abtauchte, ging das grosse Rätselraten los, wann und wo sie wieder auftauchen würde. Es ist nicht ganz einfach, so zu fotografieren. Oft ist man einfach zu spät, weil das Tier schneller wieder abgetaucht ist, als mit der Kamera nachgekommen ist.
Nach einer guten Stunden fuhren wir wieder zurück nach Akureyri. Und genau in dem Moment, als wir im Hafen anlegten, begann es zu regnen.
Also musste ich meine folgende Route wieder ein bisschen anpassen. Ich hatte eigentlich vor, zum Goðafoss zu fahren, und von dort einige Kilometer nach Süden ins Hochland zu fahren, bevor ich dann umgedreht hätte und nach Husavik gefahren wäre, wo ich für die nächsten zwei Tage Quartier habe.
Und genau den Teil mit dem „Abstecher ins Hochland“ liess ich sein. Es bringt nichts, im strömenden Regen mit beschränkter Sicht über eine Hochlandpiste zu fahren. Das macht keinen Spass und die beiden Wasserfälle, die ich im Visier hatte, hätte man wegen der Wolken und des Regens kaum richtig gesehen.
Ich besuchte also den Goðafoss kurz, und fuhr dann nach Husavik.