Heute hätte meine dritte und letzte Walbeobachtungsfahrt auf dem Programm gestanden. Dieses Mal in Húsavík, der selbsternannten Walbeobachtungshauptstadt Islands.
Aber eben: Das Wetter spielte nicht mit. Schon gestern zeichnete sich ab, dass in den nächsten Tagen mit Sturm und Starkregen zu rechnen ist.
Offen gestanden habe ich damit gerechnet, dass heute alle Touren abgesagt würden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Deshalb bin ich heute früher aufgestanden und wie geplant um 08:30 mein Ticket abzuholen.
Um diese Zeit regnete es kaum und auch der Wind schien nicht so stark zu sein.
Aber, wie befürchtet, man teilte mir im Ticketoffice mit, dass für heute und morgen alle Touren abgesagt waren. Da ich morgen schon wieder weiter muss, konnte ich auch nicht auf einen späteren Tag umbuchen.
Wie sich später herausstellte, hatte die Firma North Sailing dies schon gestern Nachmittag beschlossen und meinem Reisebüro mitgeteilt. Die habe die Mail aber erst heute Morgen gesehen und weitergeleitet.
Also stellte ich mich auf einen geruhsamen Tag in Húsavík ein, denn der Regen und der Wind nahmen kontinuierlich zu und erreichten bald ein Level, bei dem es draussen nicht mehr so angenehm war.
Neben Whalewatching gibt es in meinen Augen in Húsavík eigentlich nur drei interessante Dinge:
- Vogelbeobachtung – Angesichts des Wetters und des Umstandes, dass die Papegeientaucher längst ausgeflogen waren, kein Option für mich. Ein paar Amis sind sie aber trotzdem suchen gegangen…
- Whale Museum – Da ging ich noch einmal hin und nahm mir viel mehr Zeit, alle Exponate zu studieren. Ausserdem wurde dort ein 45 minütiger Film über Wale gezeigt.
- Eurovision Song Contest – Die Isländer sind Fans dieser Veranstaltung und nehmen, wie die Schweiz, seit Jahrzehnten teil. Und wie die Schweiz ziehen sie regelmässig die hintersten Plätze. Sie sind auch das einzige skandinavische Land, das den Wettbewerb noch nie gewonnen hat.
Trotzdem ist die Begeisterung für dieses Spektakel ungebrochen, und man versucht es Jahr für Jahr wieder. Wie die Schweiz auch.
Húsavík verdankt dem Eurovision Song Contest einen Boost an Bekanntheit und Popularität. Aus Húsavík kommen nämlich die Hauptfiguren des von Netflix produzierten Films „Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga„, welcher 2020 herauskam.
Eigentlich eine Komödie, die den Star-Irrsinn rund um den Wettbewerb auf die Schippe nimmt, ist es nicht zuletzt auch ein Film mit guter Musik und einer schnulzig, romantischen Geschichte mit Happyend.
Der Amerikaner Will Ferrell, der den Film auch gleich produzierte, und die Kanadierin Rachel McAdams, also keine Isländer, spielen die Hauptrollen, und der Ire Pierce Brosnan, ebenfalls kein Isländer, spielt den Vater der Figur von Will Ferrell. Daneben treten verschiedene, ehemalige ESC Gewinner auf.
Am Meisten für die Bekanntheit von Húsavík in der Welt hat allerdings der Titelsong des Films gesorgt: „Húsavík (My Hometown)“.
Im Film singt Rachel McAdams als Sigrit den Song als ihren Beitrag am ESC.
Tatsächlich ist es aber die schwedische Sängerin Molly Sandén, welche der Figur Sigrit ihre Stimme leiht.
Dieser Song wurde 2021 als einer der fünf Kandidaten für den Oscar für den besten Titelsong nominiert.
Da 2021 die Oscar Verleihungen, bei den alle nominierten Songs normalerweise live gesungen werden, wegen Corona nicht wie gewohnt ausschliesslich im Kodak Theatre in Los Angeles durchgeführt werden konnten, wurden sie in einer Art Online-Version abgehalten.
Somit wurden die Musikstücke zwar live, aber irgendwo auf der Welt und nicht vor Publikum gespielt.
Molly Sandén sang „Húsavík (My Hometown)„ live im Hafen von Húsavík, bei beissender Kälte zusammen mit einem Chor isländischer Mädchen aus Húsavík, im Hintergrund die Kirche von Húsavík und am Himmel ein paar Nordlichter. Sie hatte damit die wohl beste Kulisse aller Bewerber. Und Húsavík einen weiteren, weltweiten Werbespot.
Leider hat der Song den Oscar 2021 für den besten Song nicht gewonnen. 😦
In Húsavík entstand in der Folge eine ESC Ausstellung in einem kleinen Kaffee. Nichts grosses, aber eine Sammlung von Artefakten und Informationen rund um Island und den ESC, liebevoll arrangiert und gepflegt. Da waren Fans am Werk.