Inzwischen bin ich in den Ostfjorden angekommen. Hier war ich vor drei Jahren schon einmal, allerdings bloss auf der Durchreise nach Egilsstaðir.
Dieses Mal werde ich zwei Mal in den Ostfjorden übernachten (heute in Djúpivogur und morgen in Neskaupstaður), bis ich Egilsstaðir erreichen werde, wo ich dann vier Nächte bleiben werde. Das bedeutet auch, dass die heutige wie auch die morgige Fahrtstrecke zu den kürzesten dieser Tour gehören.
Entsprechend stand ich heute Morgen etwas später auf, und nach einem gemütlichen Frühstück besuchte ich im Hali Country Hotel die Ausstellung über das Leben des isländischen Schriftstellers Þórbergur Þórðarson (1888–1974), der hier geboren war.
Als ich dann losfuhr, nahm ich es gemütlich und machte immer wieder Abstecher weg von der Hauptstrasse an die Küste, stets auf der Suche nach neuen Plätzen mit guten Bildmotiven.
Mein letzter Halt vor Djúpivogur war das Vestrahorn respektive die Halbinsel Stokknes mit ihrem markanten schwarzen Sandstrand. Trotz der dichten Wolkendecke, die geradezu an den Berggipfeln klebte, konnte ich hier wieder einige gute Bilder schiessen. Ich nahm mir Zeit und wanderte mit der Kamera in der Hand durch die schwarzen Dünen. Beim Parkieren auf Stokknes achtete ich allerdings peinlich genau darauf, nicht in den schwarzen Sand zu kommen. Vor drei Jahren war ich hier mit zwei Rädern eingesunken und kam nur noch dank Vierradantrieb und Differentialsperre wieder raus.
Gegen halb drei nahm ich dann die letzten 100 km Kilometer in Angriff und rechnete damit, kurz vor vier Uhr in Djúpivogur einzutreffen.
Daraus wurde dann aber nichts, denn nach ca 20 km Fahrt zerriss es bei 90 km/h plötzlich meinen linken Vorderreifen. Zwar liess sich der Wagen problemlos weiter kontrollieren, aber als ich zum Stillstand kam, war ich vorne links buchstäblich auf der Felge. Der Pneu war weg. Der lag hinter mir auf der Strasse.
Wieso das passierte, konnte mir niemand sagen. Der Pneu und auch das Auto waren neu und hatten gerade mal 6’000 km auf dem Buckel. Der Pneu könnte einen nicht sichtbaren Schaden gehabt haben, oder ich habe auf der Strasse etwas eingefahren, das dem Pneu ein grösseres Loch stach.
Also musste ich den Notreifen montieren. Notabene auf einer Hauptstrasse ohne Seitenstreifen, auf der normalerweise 90 km/h gefahren wird! Die Strassen in Island haben alle paar Kilometer einen Ausstell- oder Rastplatz. Dazwischen ist es aber nicht möglich, von der Strasse hinunter zu fahren. Da Strassenbord fällt in der Regel deutlich ab und das Gelände links und rechts der Fahrbahn ist nicht befahrbar.
Aber zum Glück gab es kaum Verkehr. Von allen, die während des Reifenwechsels an mir vorbeifuhren, hielt nur ein älteres deutsches Ehepaar in einem Camper an, und fragte, ob sie helfen könnten. Der Rest, auch etliche Berufsfahrer in ihren Lastwagen und Bussen, kümmerten sich nicht um den Touristen, der offenbar eine Panne hatte…
Da man mit einem Notrad nicht sehr schnell und vor allem nicht allzu weit fahren sollte, kehrte ich um und fuhr eine halbe Stunden zurück nach Höfn í Hornafirði zur nächsten Europcar Agentur.
Als ich kurz nach vier dort eintraf, war schon geschlossen, aber der Inhaber und ein Angestellter standen noch vor der Tür. (Es stellte sich heraus, dass der Firmeninhaber der Vorbesitzer des Hotel war, in dem ich in Egilsstaðir absteigen werde)
Zuerst versuchten die, für mich einen neuen Reifen aufzutreiben. Nach einer dreiviertel Stunde brach man die Übung erfolglos ab und beschloss, dass ich einen neuen Wagen bekommen sollte.
Leider hatten die dort aber nur vier kleinere Personenwagen zur Verfügung und keinen SUV in der Grösse, wie ich sie brauche. Nun fahre ich also mit einem nagelneuen Renault Megan Hybrid bis nach Egilsstaðir, wo ich am Sonntag wieder einen grösseren SUV übernehmen kann. Das ist wichtig, denn in der zweiten Woche meiner Tour sind ein paar ziemlich holprige Strecken geplant, gegen Ende die 160 km der Kjölur (F35), die ich vom letzten Jahr schon kenne.
Ausserdem muss ich die Tagesausflüge ab Egilsstaðir ein wenig gegeneinander austauschen, und die ohne Schotterpisten am Samstag machen.
Bis dahin muss ich wohl oder übel weitgehend auf Schotterstrassen verzichten und schön brav auf geteerten Strassen fahren. Schotter an und für sich wäre zwar auch für den Megan kein Problem, aber diese Strassen habe in der Regel eine Menge mehr oder weniger tiefe Schlaglöcher. Und das ist Gift für einen gewöhnlichen Personenwagen.
Anstatt wie geplant gegen 16:00 kam ich also um 18:45 hier in Djúpivogur an und bezog mein Hotelzimmer. Hätte ich heute eine längere Fahrstrecke gehabt und wäre allenfalls weiter weg von der nächsten Europcar Agentur gewesen, wäre ich wohl erst in der Nacht angekommen.
So aber konnte ich dann ein gutes Nachtessen geniessen und doch noch drei Bilder von heute bearbeiten. Die sind wie immer in der Bildergalerie zu finden.
Stay tuned.

Hoppla – das war nicht sehr lustig, aber doch noch einigermassen gut überstanden. Wir wünschen dir für die weiteren Strecken noch ohne Pannen!
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