Island Sommer 2021: Ausflug nach Skriðuklaustur

Island_flag

Als ich heute heute Morgen aufstand, schien wieder die Sonne und so blieb es den ganzen Tag. Das Thermometer kletterte auf 24 Grad. Heute war also wieder TShirt-Wetter in Ostisland.
Wie schnell sich das in Island ändern kann, zeigte sich heute Abend: Als ich um 20:30 nach dem Nachtessen das Restaurant in Egilsstaðir verliess, lag eine dicke Nebelschicht über der Stadt und die Temperaturen waren auf 12 Grad gesunken. Als ich zuvor gegen sieben ins Restaurant gegangen war, blendete mich noch die Sonne.

Für den heutigen Ausflug hatte ich zu Beginn kein besonderes Ziel. Ich wollte erst einmal um den südlichen Teil des Lagarfljót fahren und mir die Gegend dort einfach mal anschauen. Der Lagarfljót ist ein sehr langer See, an dem die Stadt Egilsstaðir liegt. Der See wird durch Gletscherflüsse des Vatnajökull gespiesen und angeblich soll darin das Seeungeheuer Lagarfljótwurm hausen.
Es dauert ca eine halbe Stunde Fahrt, um von Egilsstaðir zum Südende des Sees zu kommen. Während der Fahrt beschloss ich spontan, einem Wegweiser zu einer Sehenswürdigkeit zu folgen: Skriðuklaustur. Keine Ahnung was das war.

Es stellte sich heraus, dass ein paar Kilometer fussaufwärts nach dem Südende des Sees zwei Einrichtungen liegen: Skriðuklaustur und das Snæfellsstofa Visitor Center.
Letzteres ist das östliche Besucherzentrum des Vatnajökull Nationalparks.
Der Vatnajökull ist mit rund 8’100 Quadratkilometern Eisfläche der grösste Gletscher Europas und bedeckt 12% der gesamten Fläche Islands. Unter der Eisdecke des Gletschers liegen mehrere grosse, aktive Vulkane, die in der Vergangenheit immer wieder ausgebrochen sind.
Zuletzt war das der Bárðarbunga vom August 2014 bis Februar 2015.
Dieser Ausbruch gilt als einer der grössten in Europa in den letzten 240 Jahren. Man schätzt, dass dabei ca 1,4 Kubikkilometer Lava ausgetreten sind. Das neue Lavafeld, das dabei entstanden ist, hat ein Fläche von 85 Quadratkilometer.
Da dieser Ausbruch im abgelegenen Hochland stattfand, und dabei keine grosse Aschemengen hoch in die Atmosphäre geschleudert wurden, nahm die Welt diesen Ausbruch kaum zur Kenntnis. Im Gegensatz zu dem kleineren und viel kürzeren Ausbruch des Eyafjöll unter dem Eyafjallajökull vier Jahre vorher (März bis Mai 2010), der die Luftfahrt in ganz Nord. und Mitteleuropa lahmlegte.

Direkt neben dem Snæfellsstofa Visitor Center liegt Skriðuklaustur.
Das ist der ehemalige Landsitz des isländischen Schriftstellers Gunnar Gunnarsson. Der wurde hier in der Gegend geboren, lebte aber lange in Dänemark, bevor er sich diesen Landsitz leistete. Nach dem Wegzug der Familien nach Reykjavík ging der Landsitz an den isländischen Staat über, der heute darin ein Museum und ein Restaurant betreibt.
In dem Museum erfuhr ich unter anderem, dass Gunnar Gunnarsson sogar beim deutschen Rowohlt Verlag publiziert wurde und mindestens eines seiner Bücher in der gelben RoRoRo Reihe (die jedem Gymnasiasten deutscher Sprache bestens bekannt sein werden) herausgegeben wurde.
Auf dem Gelände von Skriðuklaustur wurden zudem von 2000 bis 2012 die Überreste eines Klosters ausgegraben, das dort von 1493 bis zur Reformation 1550 von jeweils ungefähr 5 Mönchen betrieben wurde. Auf dem Friedhof fand man die Überreste von rund 300 beigesetzten Menschen. Das Kloster hatte offenbar einen grossen Einzugskreis.

Vom Skriðuklaustur fuhr ich weiter nach Reyðarfjörður zum Islandic Wartime Museum.
Da Island keine Armee hat, richteten die Briten und die Amerikaner während dem 2. Weltkrieg auf Island Vorposten ein, um zum einen den Deutschen auf dieser strategisch so wichtigen Insel zuvor zu kommen, und zum anderen als Basis für die Jagd auf deutsche U-Boote und den Krieg in Norwegen sowie als Zwischenstopp für die Versorgungsconvoys nach Grossbritannien. Ein grosser Teil der britischen und amerikanischen Truppen wurde in Reyðarfjörður stationiert, weshalb dort noch heute einzelne Gebäude aus dieser Zeit sowie diverses Material zu finden sind.
Diese Zeit, die von vielen Isländern als Besatzung empfunden wurde und noch immer gesehen wird, wurde in diesem Islandic Wartime Museum dokumentiert. Ich hatte den Eindruck, dass die alte Weisheit, dass „jedes Land eine Armee hat; entweder die eigene oder eine fremde“ auch hier irgendwie wahr wurde.

So habe ich also heute neben einen schönen, sonnigen Tag in einer tollen Landschaft auch etwas von Islands Geschichte und Kultur mitbekommen. Ich mag solche Ausflüge, denn über seine Geschichte und Kultur lernt man ein Land am besten kennen.

P.S.: Ich habe heute gelesen, dass man davon ausgeht, dass der Stausee, der oberhalb des Stuðlagil Canyons (welchen ich gestern besuchte) liegt, in den nächsten Tagen abgelassen wird. Dabei verwandelt sich das klare, blaue Wasser nicht nur in eine braune Brühe, sondern der Wasserpegel des Flusses steigt merklich an und die Strömung wird um ein Vielfaches stärker und somit gefährlicher werden.
Ich hatte wohl Glück, dass ich den Canyon noch in seiner optisch schönsten Form angetroffen hatte.

Die ersten Bilder des heutigen Tage sind auch wieder in der Bildergalerie zu finden.

Stay tuned.

Lagarfljót
Lagarfljót

Ein Gedanke zu “Island Sommer 2021: Ausflug nach Skriðuklaustur

  1. Super, Du hast ja mehr Sommerwärme als wir! Gestern und heute hat uns der Biswind genervt. Ich denke, der Sommer ist nun vorbei:-(
    Karte ist angekommen – danke. Gruss mam

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