Heute hiess es also, sich vom Osten Islands zu verabschieden. Ich machte mich auf den Weg nach Akureyri.
Das Wetter war nicht mehr ganz so sonnig, aber immer noch ziemlich warm, wenn kein Wind wehte. Es zogen Wolken auf und der Wind sorgte dafür, dass sich Wolken und Sonne abwechselten.
Von Raufarhöfn fuhr ich zuerst zum Ásbyrgi Canyon. An dieser hufeisenförmigen Schlucht bin ich letztes Jahr aus Zeitgründen nur vorbeigefahren. Dieses Mal fuhr ich jedoch hinein. Es führt nur eine Strasse in den 3.5km langen Canyon, die schliesslich zuhinterst in einem Parkplatz endet. Alles andere muss man zu Fuss machen.
Der Canyon ist zudem mit Birken und Fichten bewaldet. Dieser Wald ist noch relativ jung. Die Aufforstung findet hier seit ca 40 Jahren statt. Trotzdem ist ein solcher Mischwald für Island eher selten, mit Bäumen, die nun über vier Meter hoch sind.
Auf der Weiterfahrt habe ich mich spontan dazu entschieden, als Nächstes den Dettifoss zu besuchen. Während ich letztes Jahr auf der Ostseite war, bin ich nun zur Westseite des Wasserfalls gefahren. Die Strasse im Westen (862) ist vollständig asphaltiert und auch für Busse leicht zugänglich, während die Strasse im Osten (864) eine ziemlich holprige Schotterpiste mit vielen Steinen und Schlaglöchern ist. Dort würde ich mit einem Pw oder einen Wohnmobil nicht durchfahren.
Aber egal von welcher Seite man zu dem Wasserfall kommt: Es ist jedes Mal sehr eindrücklich zu sehen, mit welcher Kraft und Wucht die Wassermassen ins die Schlucht herunter stürzen. Der Dettifoss gilt als der wasserreichste Wasserfall Europas. Auf einer Breite von 100 Metern stürzen im Durchschnitt 193 Kubikmeter pro Sekunde 44 Meter tief.
Ca einen Kilometer vor dem Dettifoss flussaufwärts fliesst Wasser zuerst über den Selfoss. Dieser ist zwar nur ca 10 Meter hoch, aber auch dieser Wasserfall bietet ein schönes Naturschauspiel.
Vom Dettifoss auf fuhr ich auf die Ringstrasse und dort alles Richtung Westen. Ich machte noch je einen Zwischenstopp beim Kratersee der Krafla und beim Goðafoss. Aber beim Námaskarð und dem Mývatn fuhr ich vorbei. Ich hatte schlicht nicht die Zeit, überall anzuhalten.
Am Goðafoss traf ich etwas an, das ich dort noch nie gesehen hatte: Das Wasser, das über den Wasserfall floss, war nicht wie gewohnt klar und blau. Es war vielmehr eine braune Brühe, wie ich sie schon vom Dettifoss kannte. Der Fluss Skjálfandafljót führte auch deutlich mehr Wasser.
Beides bestätigte mir die Meldungen, die ich in den letzten Tage immer öfters gelesen hatte: Die Flüsse im Hochland führen zur Zeit immer mehr Wasser. So viel mehr, dass einige Hochlandstrecken schon gesperrt wurden, weil man nicht mehr durch die Furten fahren kann. Und mindestens auf einer Wanderstrecke im Süden (im Þórsmörk) hat man bereits die Fussgängerbrücken eines Flusses wegen Hochwasser entfernt. Es wird eingehend davor gewarnt, im Moment ins Hochland zu gehen, da dort auch das Wetter immer schlechter wird.
Dazu muss man wissen, dass beim Goðafoss der nördliche „Eingang“ in den Sprengisandur liegt, über die Hochlandpiste F26. Und genau dort wurde vor zwei Tagen mit den Sperrungen begonnen.
Vom Goðafoss nach Akureyri waren es dann nur noch 30 Minuten Fahrt. Dabei habe ich bewusst darauf verzichtet, die Abkürzung durch den Maut-pflichtigen Tunnel zu nehmen und bin um den Berg herum gefahren.
Morgen geht es dann zurück in den Süden. Laut Wetterbericht ist es dort leider nicht mehr ganz so schön wie hier im Norden. Anfang dieser Woche gab es sogar Stürme, und im Moment regnet es offenbar immer wieder.
Erste Bilder von heute sind natürlich schon in der Bildergalerie.
Stay tuned.
