Island 2020: Vestmannaeyjar

Island_flagHeute bin ich zwei Stunden in einem Lavafeld herumgelaufen, das zehn Jahre jünger ist als ich. 😉

Heute war auch der erste Tag dieser Reise, an dem nicht strahlender Sonnenschein herrschte. Es war bewölkt, und ab und zu drückte die Sonne durch die Wolken. Aber halt nie dort, wo ich mich gerade aufhielt.
Dadurch war es auch etwas kühler, und am Meer hatte es einen konstanten auflandigen Wind.

Heute besuchte ich die Vestmannaeyjar (Westmännerinseln), resp deren Hauptinsel Heimaey. Diese Inselgruppe vor der isländischen Südküste umfasst mehrere Inseln, von denen längst nicht alle bewohnt sind. Aber es leben dort immerhin rund 4’300 Leute.

Am Morgen fuhr ich erst einmal ein Stunde und 15 Minuten bis zum Fährhafen Landeyjahöfn. Dort liess ich meinen Wagen stehen und fuhr mit der Fähre rund 40 Minuten zur Insel Heimaey.
Ich ging bewusst ohne Wagen hinüber, weil ich nur fünf Stunden Zeit hatte, bis ich wieder zurückfahren musste. Da ich mir den Lavakegel vom Ausbruch des Eldfell (Eld heisst Feuer) in der Nacht vom 23. Januar 1973 ansehen wollte, und dieser bei resp in der Stadt ist, lohnte sich nicht, den Fahrpreis für das Auto zu bezahlen. Was ich vorhatte, konnte ich zu Fuss machen. Eventuell komme ich irgendwann noch einmal und bleibe für eine Nacht, damit ich mir in Ruhe auch den Rest der Insel ansehen kann.

Heute ging ich zu Fuss aus der Stadt über das Lavafeld bis etwa halbhoch zum Krater. Danach wurde mir der Aufstieg zu steil und zu lang.
Man sieht heute noch, wo die Lava vom Krater her hin „geflossen“ ist, und wie sich der Lavakegel Richtung Hafen wälzte. Und genau dieser Hafen musste erhalten bleiben. Also haben die Isländer versucht, die Lava mit Meerwasser zu kühlen und so zu stoppen. Und dies gelang schlussendlich auch (zum ersten Mal überhaupt). Der Ausbruch dauerte gute 5 Monate. Aber die Bewohner und ihre Helfer gaben nicht auf.
Was aber sehr schwer vorstellbar ist, sind die riesigen Mengen Asche, unter denen ein Teil der Stadt begraben wurde. Zwar begann man sehr rasch, die Asche wegzuschaufeln. So befreite man zu Beispiel den Friedhof (der mitten in der Stadt liegt) von Hand (wegen der Gräber durften keine Bagger eingesetzt werden)von einer meterdicken Ascheschicht, aber für gewisse Stadtteile gab es keine Rettung mehr. Ca ein Drittel der Bewohner kehrten nie wieder auf die Insel zurück. Sie hatten in dieser Nacht vom 23. Januar 1973 alles verloren, und es gab keine Chance mehr, irgend etwas wieder zurückzuholen.

Es ist schon ein besonderes Gefühl, zu wissen, dass 15 bis 20 Meter unter einem die Häuser verschüttet sind, die damals an der Stelle standen. Kaum vorstellbar ist auch, wie der Vulkanausbruch die Insel verändert hatte. Dort wo nun der 200 m hohe Krater und der Lavakegel stehen, war vorher nichts. Man sah aus der Stadt übers Meer bis nach Island hinüber. Heute sieht man das nur noch, wenn man auf den Berg klettert. Der Vulkanausbruch schuf einen neuen Berg.

Erst 2005 begann man, dort zu graben, wo einst ein Stadtteil mit 400 Gebäuden gewesen war. Man legte bis heute drei Gebäude frei.
Schlussendlich grub man ein Hause vollständig aus und baute drumherum ein Museum, das den Ausbruch, die Folgen und den Wiederaufbau dokumentiert.

Übrigens: In dieser Nacht 23. Januar 1973 musste ca 5’000 Leute fluchtartig verlassen, mit dem, was sie am Leib hatte und dem was sie tragen konnten. Sie wurde mit Fischerbooten evakuiert. Der Ausbruch richtete sehr viel Schaden an, veränderte dauerhaft die Form der Insel (die Insel wurde auch um ca 2.5 km2 grösser), aber er kostete keine Menschenleben.

Um 17:00 fuhr ich dann mit der Fähre wieder zurück nach Landeyjahöfn. Und von dort mit dem Wagen bis in meine Unterkunft.

Morgen ist mein letzter voller Reisetag, der mich am Schluss an den Flughafen führen wird. Ich habe mich noch entschlossen, wo ich morgen überall hinfahre. Das ist auch etwas vom Wetter abhängig. Ich lasse mich überraschen.

Stay tuned.

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