Gestern war ich an der Ausbruchsstelle beim aktiven Vulkan am Fagradalsfjall, und das gleich zwei Mal.
Eigentlich hatte ich geplant, bei schönem Wetter die Wanderung zur Ausbruchsstelle zu machen und dort ein paar Bilder zu schiessen. Und dann am nächsten Tag mit dem Helikopter noch einmal hinzufliegen und ein paar Bilder aus der Luft sowie auch aus einer anderen Bodenperspektive zu schiessen.
Der Wetterbericht war für den ganzen Tag gut und am Morgen, als ich aufstand, herrschte Sonnenschein mit etwas Südwind. Das war gut, denn man nähert sich dem Vulkan von Süden her, und mit Rückenwind kriegt man nichts von den giftigen Gasen ab, die der Lava entweichen (hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Schwefeldioxid und Kohlendioxid).
Allerdings erhielt ich an dem Morgen auch eine Sturmwarnung für den nächsten Tag. Aber das war mir im Moment egal.
Ich fuhr als zum Parkplatz, von dem aus der Weg zum Vulkan führt, und nahm den Fussmarsch in Angriff. Bis zur Ausbruchsstelle sind es nicht ganz 4 km. Allerdings auch mit zwei Steigungen, bei denen insgesamt 350 Höhenmeter zu überwinden sind. Und der Weg ist teilwiese nur mit Holzposten gekennzeichnet. Man geht buchstäblich über Geröllfelder. Ich schaffte die Strecke in etwas mehr als eine Stunde.
Oben wehte ein starker Wind, was aber für die Gegend nichts aussergewöhnliches ist. Und ich traf auf ca 100 isländische Teenager, die offenbar eine Schulreise machten. Entsprechend war da etwas los. 😉
Der Anblick des Vulkans, insbesondere, wenn alle zehn Minuten ein Ausbruch geschieht, ist faszinierend. Es gehört wohl zum Beeindruckendsten, das ich je aus der Nähe sehen durfte. Obwohl der Krater (der Vulkan hat mehrere Krater, von denen im Moment nur einer an der Oberfläche aktiv ist) noch einen guten Kilometer entfernt war, konnte man die Kraft sehen, mit der die Lava herausgeschleudert wurde. Und wenn man flüssigen Stein wie eine Flut aus dem Krater strömen sieht, ist das erst recht eindrücklich.
Ebenso beeindruckend ist es zu sehen, wie die ausgetretene Lava seit Mitte März bereits zwei Täler fast vollständig gefüllt hat und nun droht, weiter Richtung Südküste zu fliessen. Dabei würde auch die Hauptstrasse kurzerhand einfach verschüttet. Zwei Versuche, die Lava mittels aufgeschütteter Erdwalle aufzuhalten, sind gescheitert. Die Lava fliesst jetzt in ein drittes Tal.
Die Lava fliesst stetig weiter. Sehr langsam zwar, aber sie fliesst. Am einen Ende des Tals, ca 2 km vom Krater entfernt, schien es, dass die Lava sich nicht mehr rührte. Wenn man aber genauer hinsah, sah man, dass die Lava zum einen immer noch glühte, also überhaupt noch nicht erkaltet war. Und zum andere brachen am Ende der Lavazunge immer wieder Stücke glühender Lava heraus und flogen durch die Luft. Das zeigte, dass sich da etwas bewegte.
Nach fast einer Stunde trat ich dann den Rückweg an, der etwas weniger lang dauerte als der Aufstieg. Unten auf dem Parkplatz entschied ich mich spontan, einen kleinen Abstecher in die Hauptstadt zu machen und dort etwas im alten Hafen zu bummeln.
Unterwegs in die Hauptstadt erhielt ich einen Anruf von Volcano Heli, bei denen ich für den nächsten Tag einen Flug zum Vulkan gebucht hatte. Ob es mir wohl möglich wäre, den Flug heute um 18:00 zu machen. Sie wären nicht sicher, ob sie am nächsten Tag fliegen könnten. Das Wetter wäre ziemlich unsicher. Ich erinnerte mich an die SMS, die ich am Morgen von safetravel.is erhalten hatte. Das passte zusammen.
Also sagte ich zu, da ich ja sowieso in Reykjavik war.
Ich fand mich kurz vor 18:00 beim Inlandflughafen in Reykjavik ein. Mit mir waren noch zwei Amerikanerinnen dort, und so hatten wir einen Flug mit nur drei Passagieren. Das war auch gut so, denn der Heli, ein Robinson R66 war recht klein. Mir fiel auf, dass die Helis dieser Firma in der Schweiz immatrikuliert sind (HB-…). Auf Nachfrage erfuhr ich, dass der Besitzer der Firma ein Liechtensteiner ist und seine Heli deshalb dort immatrikuliert sind. Auf der Heckflosse haben die Helis entsprechend eine Liechtensteiner Flagge aufgemalt.
Der Flug verlief ziemlich ruhig, auch wenn der Wind und die Thermik den Heli ab und zu schüttelte. Die Pilotin beschrieb laufend, wo wir gerade durchflogen und erklärte auch viel über die Gegend.
Sie landete auf einem anderen Hügel als ich am Morgen war. Somit sah ich den Vulkan nicht nur in einem anderen Licht, sondern auch aus einer anderen Perspektiven.
Wir blieben ca 20 Minuten dort und erlebten zwei Ausbrüche. Aus dieser Perspektive sah ich auch viel besser, wie weit sich die Lava schon ausgebreitet hat.
Auf dem Rückflug kreisten wir noch ein paar Mal um den Krater und konnte einen weiteren Ausbruch aus der Luft beobachten. Danach machte wir noch einen kleinen Abstecher an die Küste bevor wir nach Reykjavik zurückflogen.
Heute morgen war ich sehr froh, dass ich diesen Flug gestern hatte machen können. Heute regnete es hier und der Wind tut noch das Seinige dazu. Ich kann mir vorstellen, dass es in den Bergen nun ziemlich ungemütlich ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob man überhaupt fliegen kann.
Also ist heute bei mir ein ruhiger Tag angesagt. Ich habe ein paar lokale Sehenswürdigkeiten besucht, bei denen man drin sein kann, zum Beispiel das Isländische Museum des Rock ’n Roll.
Und ich habe im Hafen entdeckt, dass die grösste Segeljacht der Welt, die SY A vor der Küste liegt. Das Schiff hat eine Länge von 143 m und gehört einem russischen Oligarchen. Ich weiss nicht, was das Schiff hier macht. Es hatte nicht angelegt, sondern driftete ledig ein paar hundert Meter vor der Küste in einer ziemlich unruhigen See.
Vermutlich waren seine Passagiere mittel Beiboot an Land gebracht oder von dort abgeholt worden. Auf alle Fälle ein nicht alltäglicher Anblick, der auch viele Einheimische am Mittag trotz Regen zum Hafen lockte. Einige hielten soagr mitten auf der Strasse an, um das Schiff mit dem Handy zu fotografieren.
Heute Abend muss ich packen, denn morgen sehr früh geht’s wieder nach Hause. Ich habe eben eine SMS von Iceland Air gekriegt, mit der Bitte, dort frühzeitig zum Check Inn zu kommen. Sie hätten viel zu tun. Der Check Inn öffnet hier um 05:00…
Aber vorher muss ich noch den Mietwagen zurückbringen.
Ach ja: Ich habe auch keinen PCR Test mehr gemacht, denn seit Montag muss man auch für die Reise in die Schweiz als Geimpfter keinen Test mehr vorweisen. Und muss auch das Einreiseformular nicht mehr ausfüllen. Mal schauen, ob die Leute beim Check In Morgen früh das auch wissen…
Online Check Inn ist deshalb nicht möglich. Ich muss, wie es vor Jahren üblich war, am Schalter einchecken.
Natürlich hat es sowohl gestern wie heute neue Bilder gegeben. Erste bearbeitete Bilder finden sich wie immer in der Galerie.
